Der zeitgenössische Feschismus (à la Trump, Putin, Erdoğan, Orbán, Kurz) wird gemäss Birgit Sauer durch eine autoritär populistische Rechte moduliert, welche geschickt die neue maskulinistische Konjunktur befeuert, um ihr hegemoniales und anti-demokratisches Projekt durchzusetzen. Dabei beabsichtigt und nutzt sie gerade den (Tabu-)Bruch mit der politischen Kultur. Starke Männlichkeit v. a. aber auch diversifizierte Facetten von Maskulinität (Höckes «wehrhafte Männlichkeit») stellen ein zentrales Element der widersprüchlichen rechten Kultur dar.
Feindbild Transformation
Konjunktur hat Feschismus aufgrund neoliberaler, sozialer und ökonomischer Transformationen, wie die Prozesse von Globalisierung, Migrationsbewegungen, Erwerbsintegration von Frauen und der partiellen Erosion vom männlichen Familienernährer-Modell inklusive des damit zusammenhängenden brüderlichen Staatskompromisses sowie der Anerkennung von Geschlechtergleichheit.
All dies wird im rechten Diskurs von agitierenden Bewegungen, welche ein Bild der Bedrohung von Gesellschaft und Kultur, von Nation und Staat kreiren, zu einem Krisen- und Bedrohungsszenario aufgebaut. Gleichzeitig wird die Feminisierung von scheinbar schwacher Führung durch das Diktum, dass ein Volk halt starke mannhafte Führung benötige, suggeriert.
Angst vor Kontrollverlust
Jene Entwicklung mündet aber in schierer Identitätspolitik: Männer nehmen sich als Opfer (von Gleichstellungspolitik, Frauenförderung, Scheidungsrecht, genereller Femisierung der Gesellschaft, der «anderen» Sexualität) wahr und artikulieren die Gefährdung bzw. den Verlust von Männlichkeit. Die autoritäre Rechte mobilisiert darüber Unsicherheit und Angst und steigert sich in dem Narrativ vom Verlust der Kontrolle über das eigene Leben. Stichwort Incel.
Maskulinität als Populismus versteht sich offen als blosse Verkörperung des Volkswillens und verachtet Liberalität und Demokratie. Populismus an der Macht wird jedoch selbst immer zur Elite verwandelt, politisches Establishment, Classe politique, ohne sich als solche wahrzunehmen – daher wird ein permanenter Wahlkampf gegen den wahren Volksfeind geführt. Die hoch politisierte Aussenpolitik steht derweil im völligen Gegensatz zur eigenen Lebensrealität (siehe wirtschaftliche Probleme in UK ohne Fremdarbeiter, der Westen als Hort der Unmoral) und ist meist nationalistisch ausgerichtet. Ein notorisch überzeichnetes Männerbild birgt somit erhöhtes Konfliktpotential, dessen inhärente Auflösung leider nur mehr eruptiv vorstellbar erscheint.