Spiellaune

Immer wieder mal wird in der Schweiz von einer Alpenliga im Verbund mit Österreich phantasiert, ganz Pfiffige wollen die Balltreter von Chemie Basel am liebsten gleich in der Grosskantonalen Bundesliga anstossen sehen. Grund für derlei Gedabkenspiele ist die mangelnde Attraktivität und wirtschaftliche Schwäche der heimischen Liga. So ist in der laufenden Saison die Zerfallsrate der von einem Kernenergie-Unternehmen gesponserten Super League weiter angestiegen, was aber keineswegs zu Einbussen an deren Unterhaltungswert führt.


Intoxinierter Flashmob auf Kirschkernsuche

Neuchâtel wurde wegen Insolvenz schon zur Halbzeit aus dem Rennen genommen und der Tschetschenische Eigner aufgrund ungetreuer Geschäftsbesorgung vorsorglich inhaftiert. Sion bekam wegen diverser Transfervergehen einen Abzug von 36 Punkten aufgebrummt, ist sogar mittlerweile wieder leicht im Plus, prozessiert jedoch munter weiter gegen UEFA, FIFA und nationalen Fussballverband. Beim überschuldeten Aufsteiger Genf ist der Besitzer zwar noch Freigänger aber abgängig; der Verein hofft nach Konkursantrag auf ein 7 Mio-Wunder. Mitaufsteiger Lausanne erscheint derweil sportlich kaum wettbewerbsfähig.

Bei einer Liga von gerade mal 10 Teams eine stolze Ausfallquote und — 100% Welsch! Angesichts der von der Welschwoche aufgedeckten Feierlaune der untrainierbaren Griechen der Schweiz wundert das nicht: leicht benebelt die Kirsche erst finden und dann noch treffen zu müssen, ist keine einfache Übung. Nachhilfe gibts gratis nach Klick aufs Bild…

Revision

Ok, ESC ist eh für die Katz´, aber während San Marinos ursprünglicher Beitrag aus werberechtlichen Gründen (war doch nur Satire!) abgelehnt wurde, kann man darüber erleichtert sein, dass die geschmacksverirrten Vorgänger-Variationen zum gleichen Thema nicht über den nationalen Vorentscheid hinaus für zweifelhafte Aufmerksamkeit sorgten:

Mit Maus & Klick gefährdeten streunende Haustiere 1996 die unfallfreie Übermittlung von Infotainment auf der Datenautobahn im alten Europa

Frühlingsgefühle

Wenn im Frühjahr die Tage länger werden, stellt der Körper den Hormonhaushalt um. Es werden verstärkt Endorphin, Testosteron und Östrogen ausgeschüttet. Evolutionsbiologen sind der Meinung, dass dies ein Überbleibsel des geschlechtlichen Jahreszyklus darstellt, wie man ihn bei vielen Tierarten findet. Der Melatoninspiegel im Blut sinkt, die Geschlechtsorgane treten wieder in Funktion, die Zeit der Paarung und des Brütens beginnt.

Am 20. März um 06:14 MEZ beginnt der kalendarische Frühling 2012.
Enjoy!

Nerdgesellschaft

Gab es diesen gesellschaftlichen Druck zur Selbstvervollkommnung schon immer, oder trügt der Eindruck, als sei erst im entfesselten Kapitalismus die Notwendigkeit permanent an sich selbst zu arbeiten zu einer fast schon existentiellen Bedrohung geworden? Flaniert der Hobbyschweizer vielleicht gar zu lange unter calvinistischen Zwinglianern am Alpenrand? Sind für zwei eidgenössische Drittel mehr Ferien tatsächlich ein Unding?

Pretty vacant
Wenn das Sein das Bewusstsein bestimmt, die wertorientierte Waren- und Konsumgesellschaft also menschliches Denken und Tun geschichtlich betrachtet mehr und mehr dominiert und schliesslich domestiziert, nimmt es kein Wunder, wenn mensch sich selbst als Ware versteht und auf dem Markt möglichst perfekt ausgestattet anpreist. Und der Markt pausiert nie sondern ist immer und überall.

Ape shall not kill ape.
Die eklektische Globalisierung mörsert ehemals monopolistische Dogmen in zahllose Graustufen — vom Polytheismus zum Monotheismus und gleich wieder zurück. Und über allem schwebt diffus funkelnd die Dreifaltigkeit von Profit, Mehrwert und Zins. Die totale Verwertung forciert erst die boomende Ich-Gesellschaft.

Survival of the fittest
Entspannung förderndes Hatha-Yoga für Hedge-Fond-Jünger, meditative Einkehr im Schweigeseminar für Bonus-Apostel und Modafinil für kreative Kadergötter sind ein renditeträchtiges Pflichtprogramm. Selbstgefällige Selbstheilung durch selbstherrliche Selbstgerechtigkeit.

Mainstream
Der Zeitgeist versucht nun diesen ganzen egozentrischen Mumpitz mit salonfähig gewordenem Öko-Gedankengut für die zunehmende Klientel der Besitzstandswahrer kompatibel zu verdrahten. Mülltrennung als Ablass fürs SUV. Mehr ist mehr und Bio Business und der Schwarm intelligent.

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Bestimmt alles nur Ausdruck altersbedingter Geistesschwäche, bloss, wie sag ich`s dem Chind?

Frischgeld

Bekanntlich verwandelt das Schweizer Bankenwesen nur unter grossem Aussendruck Schwarzgeld in Weissgeld. Zur Belohnung gönnt man sich dafür in Bälde Frischgeld. Etwas eigenartig ist hierbei, dass der bei einem Ideenwettbewerb eigentlich zweitprämierte Entwurf überraschend die vorläufige Druckfreigabe erhielt.

Dabei reichte der ursprüngliche Sieger des Wettbewerbs knackig poppige Notenblätter ein. In Zeiten von Plastikgeld und Cybercash trüge man solch angehübschte Fetische doch ganz gerne als papierne Preziosen im Portemonnaie, n´est-ce pas?

Auszug aus Karl Walker, Das Geld in der Geschichte, Rudolf Zitzmann Verlag; Lauf bei Nürnberg; 1959:

«Als der Sonnenkönig Ludwig XIV. 1715 starb, waren in Frankreich allein die jährlichen Zinsen für die Staatsschuld schon größer als die laufenden Staats-Einnahmen. Der Regent Herzog Philipp von Orleans, der den unmündigen Knaben Ludwig XV. vertrat, fand keinen Rat mehr. In dieser Zeit hatte John Law einigen europäischen Höfen phantastisch anmutende Finanzierungsprojekte unterbreitet, war zuerst abgewiesen, dann aber in Frankreich doch herangezogen worden. John Law, ein Mann von schottischer Herkunft, im Bankwesen bewandert und weit gereist, bekam die Erlaubnis zur Errichtung einer privaten Kreditbank, die bald schon zu einer Staatsbank umgewandelt wurde. Diese Bank gab Zettel aus, von denen Law zunächst nicht mit Unrecht sagte, dass sie genau so gut wie Metallgeld für Zahlungszwecke benutzt werden könnten. Nach seiner Theorie sollten diese Zettel durch den Grund und Boden gedeckt sein, womit der eigentliche und bleibende Wert des Landes beweglich gemacht und in Umlauf gebracht würde. Das Papiergeld sei sogar wertbeständiger als das Silber, „denn die Länder bringen herfür, aber das Silber ist schon hervorgebracht“, und die Landgüter können keine von ihren Nutzungen verlieren, aber das Geld kann sein Gepräge verlieren“. In der praktischen Handhabung richtete man sich jedoch nicht nach diesen Grundsätzen. John Law beugte sich sofort dem Finanzbedürfnis des Staates und räumte ihm ein, dass er auf Grund seines eigenen Kredites – also ohne Grund- und Boden-Deckung – solches Papiergeld ausgeben könne. Bereits im Jahre 1718 wurden seine Zettel Staatspapiergeld. Da in Frankreich um diese Zeit dank der Verschwendung des Hofes Geldmangel herrschte, brachte das Papiergeld wirklich eine Erleichterung. Handel und Gewerbe blühten wieder auf und der Zinsfuß sank.

Inzwischen hatte John Law außerdem eine weitere Gründung vollzogen, die „Mississippi-Compagnie“, eine Handelsgesellschaft auf Aktien, die die Kolonisierung Kanadas und der Länder am Mississippi bezweckte. Diese beiden Operationen zusammen brachten einen ungeheuren spekulativen Aufschwung. Die Staatsbank gab Geld aus, Gewerbe und Manufakturen blühten auf, zahlloses Volk aus aller Welt strömte nach Frankreich und nach den französischen Kolonien. Bis zum Mai 1720 wurden nach einem eigenen Bericht von John Law „500 ganz große Schiffe erbaut oder gekauft, nicht zu sprechen von den Brigantinen und Fregatten, um den Strom von Auswanderern nach dem an Metallen, Seide und Spezereien reichen Louisiana zu bringen.“ – Aber die Notenpresse der Staatsbank war nicht mehr aufzuhalten. Der Herzog von Orleans soll mehr Geld haben drucken lassen als John Law überhaupt wusste. Schließlich waren es 3,7 Milliarden Livres. Und so, wie das Geld vermehrt wurde, stiegen die Preise – sie stiegen so rasch, dass die Produktion bei aller Emsigkeit nicht mehr nachkommen konnte. Die Mississippi-Aktien stiegen mit und waren in wenigen Jahren von 500 auf 18 000 Livres geklettert! – Dann aber kam es beim Rückfluss der Noten zur Ernüchterung. Die Bank konnte die Zettel nicht einlösen, die gewaltige Papiergeld-Masse aber auch nicht im Umlauf lassen. Jetzt war guter Rat teuer. John Law wurde vom Regenten mit größerer Vollmacht ausgestattet, zum Generalkontrolleur der Finanzen ernannt und versuchte nun von dieser Basis aus, sein System mit Willkürmaßnahmen zu retten. Der Wert von Gold und Silber wird plötzlich nach dem Bedürfnis der Bank verändert; man befiehlt die Ablieferung von Edelmetallen, der Besitz von Kleinodien wird unter Strafe gestellt, die Herstellung von Tafelsilber wird untersagt, ja, sogar der Besitz von Bargeld, soweit er über 500 Livres hinausginge, sollte nicht mehr erlaubt sein. Da das aber alles nichts half, wagte Law schließlich die einzig vernünftige Maßnahme, den Wert seiner Bank-Zettel auf die Hälfte herabzusetzen. Der Erfolg war jedoch – in der damaligen Zeit war man so etwas noch nicht gewohnt -, dass ganz Frankreich in schäumenden Aufruhr geriet; das Gesetz musste sofort zurückgenommen werden. John Law konnte sich durch heimliche Flucht retten.» (weiterlesen)

Käsebürger

Der weltmeisterliche Gryère von der beschaulichen Fromagerie de La Brévine wurde jüngst vom fett- und salzreduzierten Vermeer, einem Käse aus den Niederlanden entthront.

Den Erfolg des multinationalen Milliardenkonzerns sicherten auch die über 400 Publikumsstimmen, während zuvor bei dem im Zweijahresrhythmus durchgeführten Wettbewerb lediglich eine Fachjury die weltbesten Käsesorten sensorisch beurteilte.

Nippelgate

Rebecka verteilte 55 Kilogramm auf 167 Zentimeter, Chantal kam aus Castrop-Rauxel, Sabrina aus Bremervörde und Eva aus Polen machte den Schluss. Nach tausenden blank gezogener Titelbusen unterwirft sich das Revolverblatt BILD dem Diktat des US-Puritanismus — schliesslich will man künftig auch digital Geld verdienen.

Doch die paradiesischen Apps vom angebissenen Apfel verstehen nun Mal keinen Spass mit sündhaft freigelegten Nippeln und Bild selbst münzt nun die barbusige Verbannung in den Innenteil als emanzipatorische Tat um…

Röstigrabung

Die national konservative Weltwoche hat mobil gemacht – diesmal aber nicht per se gegen Gutmenschen und Linke, sondern generell gegen die einheimischen Welschen. «Die Griechen der Schweiz» seien die frankophonen Mitschweizer — Parasiten, Trinker und Sexbesessen, suggeriert der Weltwoche-Titel. Blochers Propagandablatt schafft es, analog zu der germanischen SVP-Werbeagentur, sich immer wieder feist ins mediale Rampenlicht hinein zu keilen.

Vor Jahren war es die Bündner Minderheit (Jäger, Räuber, Rätoromanen), die bereits den schwarzen Peter von der deutschschweizer Postille zugeschoben bekam. Immer wieder und besonders zuvorkommend behandelt wurden die Zuwanderer aus Teutonien und Kosova, dazwischen waren dann die Künstler das nationale Unglück usw. usf.

Auf Facebook nehmen viele Welsche die Attacke gelassen mit Humor, offensichtlich werden die kleinkarierten Deutschschweizer einfach nicht richtig ernst genommen.

Welsche Kantone sorgen via Finanzausgleich auch dafür, dass die Bergbauern in der Zentralschweiz weiterhin hochsubventioniert Alibilandwirtschaft betreiben können. Dafür überstimmen die ländlich geprägten Innerschweizer Kantone die zahlenmässig unterlegenen Westschweizer Kantone bei nationalen Abstimmungen. Passt doch!

Ist nach Minarettverbot und den Zweitfrauen nun alles reines Kismet?
Der ehemalige Libysche Revolutionsführer und kontinentalafrikanische König der Könige, hatte —  als guter Freund und Kenner der Schweiz — schon vor Jahren eine Dreiteilung der Eidgenossenschaft zugunsten der Nachbarländer gefordert.

Nur — wer will die bünzligen Kantönligeister schon aufnehmen?
Vielleicht ja die demokratische Volksrepublik Liechtenstein.