Unentschieden

Unter den interessierten Augen von Gary Kasparov erreichten alle Spieler des Zürcher Einladungsturnieres zur Halbzeit zufrieden den Remishafen.

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Kasparov und Sosenko, Gelfand staunt

Sechs Unentschieden in sechs Spielen klingt zunächst langweilig, doch auf diesem Niveau neutralisiert man sich halt öfter als dem Spektakel lieb ist. Die Partien der dritten Runde waren dennoch keineswegs steril oder anämisch, was zum Grossteil an der aggressiven Eröffnungswahl beider Schwarzspieler lag. Zudem spürte man eine sich zunehmend aufladende Atmosphäre, nachdem sich der das Schach jahrzehntelang dominierende und ehedem unumstrittene Weltranglistenerste im Turniersaal zeigte.

Die zuletzt beendete Partie dauerte immerhin satte sechs Stunden und war dank der ungleichen Materialverteilung spannend und unterhaltsam und deren Ausgang bis zum Schluss ungewiss.

Caruana,Fabiano (2757) — Kramnik,Vladimir (2810)
Zuerich Chess Challenge, Round 3
(A62 Benoni, Fianchetto V)

1.d4 Nf6 2.c4 e6 3.g3 c5 4.d5 exd5 5.cxd5 d6 6.Nc3 g6 7.Bg2 Bg7 8.Nf3 O-O 9.O-O Re8 10.Bf4 a6 11.a4 h6 12.Re1 Bf5 13.Qc1 g5 14.Bd2 Nbd7 15.h4 g4 16.Nh2 Kh7 17.Nf1 Ne5 18.Bf4 Bg6 19.Ne3 h5 20.a5 Qc7 21.Ra4 Kg8 22.Qd2 Nfd7 23.Ra2 b5 24.axb6 Qxb6 25.Be4 Bxe4 26.Nxe4 Ng6 27.Nxd6 Nxf4 28.Nec4 Nh3+ 29.Kf1 Qb8 30.Nxe8 Qxe8 31.Qc2 Ne5 32.Nd6 Qd7 33.Nf5 Bf8 34.Ne3 c4 35.Qf5 Qxf5 36.Nxf5 Bb4 37.Rd1 a5 38.Raa1 f6 39.Rac1 Bc5 40.Nd4 Kf7 41.Kg2 Rb8 42.Rc2 Rb4 43.d6 Rb6 44.Nf5 Bxf2 45.d7 Nxd7 46.Rxd7+ Ke6 47.Rh7 Kxf5 48.Rxh5+ Kg6 49.Rxa5 Rb4 50.Ra6 Bd4 51.Rc6 Bxb2 52.R6xc4 Rxc4 53.Rxc4 Kh5 1/2

Zürich Chess Challenge 2013, Zurich Chess 2013

Im Publikum überwiegt eindeutig das graue Haupthaar

Schachkurs

Anlässlich des Jubiläums vom Zürcher Kandidaten-Turnier anno 1953, welches sich damals satte zwei Monate (!) Zeit nahm, um aus 15 Kandidaten denjenigen herauszufiltern, der es mit dem amtierenden Weltmeister aufnehmen sollte, findet ein im direkten Vergleich eher schmächtig anmutendes doppelrundiges Vierer-Turnier am Paradeplatz statt. Immerhin hat der geldgebende russische Diamantenhändler sich wiederum das Savoy Baur en Ville und diesmal sogar den aktuellen Weltmeister geleistet. Dazu noch dessen letzten Herausforderer, den Ex-Champ und einen vielleicht zukünftigen Herausforderer.

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Überraschend stark war die rechnergestützte Medienpräsenz; alleine aus dem russischen Sprachraum waren vier 2er-Teams anwesend, die lebhaft live kommentierten. Hat der Diamanten-Oligarch vielleicht grössere Pläne? Dazu Mr. Transmission himself Macauley Petersen aus den USA, Chessbase aus Hamburg und ein Reporter aus Indien. Sowieso waren etliche Inder im Publikum auszumachen und einige liessen sich mit ihrem Champ nach seiner Remis-Partie stolz ablichten.

Neben den Anand Anhängern (der Schachweltmeister ist in Indien seit Jahren ein Volksheld und nach Eiger, Mönch und Jungfrau momentan ein weiterer lässig zu bezwingender Swissness-Gipfel) waren die Kippa-bewehrten Gelfandis die zweite auffällige Fangruppierung. Obwohl just an jenem Tag Purim war und rings um die Synagoge im Kreis 3 die sonst strikt schwarz gewandeten Ultraorthodoxen mit weissen Zylindern, weissen Jackets und giftgrünen Krawatten flanierten, waren die jüdischen Schachenthusiasten eindeutig moderat gekleidet.

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Auch der Rest des Publikums war vor allem männlich und, wie hierzulande seit jeher tradiert, weitgehend neutral. Leider war der besuchte Sonntagnachmittag etwas blutleer, was das Geschehen auf den karierten Spielfeldern anbetrifft. Da stand kein Brett in Flammen, es kam nicht zu dramatischen Zeitnot-Schlachten, und so war nur wenig Sitzfleisch vonnöten, um das für professionelle Schachspiele mit vier Stunden recht kurz anhaltende Geplänkel an den zwei Tischen durchzuhalten.

Sicher geht es auch hier um Ratingpunkte, aber so ein Einladungsturnier macht halt leider eher vorab satt und träge. Hinzu kommt, dass nächsten Monat in London das weitaus wichtigere diesjährige Kandidaten-Turnier stattfindet und zwei der Kandidaten hier am Start sind, welche sich natürlich nur ungern die häusliche Vorbereitung entlocken lassen, zumal der Titelverteidiger quasi vom Nebentisch aus neugierig kibitzt.

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Anand, Gelfand, Kramnik, Caruana — der Flyer selbst ist ziemlich fade

Der Hobbyschweizer nimmt dennoch gerne an dem gratis erteilten Schachkurs teil, wird weiterhin sein Sitzfleisch tapfer stählen und sich in der bizarren Welt der Bour­geoi­sie am Paradeplatz tummeln.

Dr. med. Abzock

Der Abzocker vom Novartis beichtet dem staunenden Publikum rechtzeitig zum Ende der Abstimmungskampagne seine 72 Mio-Abfindung:

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Schon ulkig, dass eben jener Manager, an dessen über die Jahre erhaltenen exorbitanten Boni-Zahlungen sich erst die ganze Abzocker-Debatte in der Schweiz entzündet hatte, nun kurz vor Abstimmungs-Schluss das mutmasslich entscheidende Eigentor schiesst.