Zugzwang

Schach ist Sport ist Spiel ist Geschäft. Nach den russischen Diamanten in Zürich und dem aserbaidschanischen Erdöl in London sponsert als nächstes ein hoch diversifizier Russischer Allrounder das Spiel mit den Königen.

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Auf den 64 Schachfeldern messen sich im Kanton Zug gleich elf der Top-20 Grossmeister auf Kosten eines Herrn Vekselberg, einem gelernten russischen Oligarchen mit Wohnsitz im, ja klar — steuerbegünstigten Zug. In der aktuellen Forbes-Liste nimmt der geschäftige Dr. Victor mit schlappen 12 Milliarden Dollar den den, na? — 64. Rang ein. So kommt eines zum anderen: die Schachspieler versteuern günstig ihr Preisgeld und mit dem Zug von Zürich nach Cham geht es hin und zurück in exakt 64 Minuten.

Nächstenhiebe

Als ich unlängst mit Jim Knopf & Co. längst bestandene Abenteuer wiederholte, traf ich auch Frau Mahlzahn wieder, jene furchteinflössende Lehrerin der Drachenschule im Kummerland, welche ihren Schülern unablässig mit «Hieben» und «Karzer» droht. Für heutige Kinder müssen diese Lehrmethoden wie finsterstes Mittelalter erscheinen, dabei erschien Michael Endes Buch erst vor 50 Jahren und in der Echtzeit war die Redaktion der Schülerzeitung an meiner Schule damals tatsächlich in einer ehemaligen Arrestzelle untergebracht. Schulische Züchtigung war bereits geächtet und verboten, doch ganz dunkel vermag ich mich zu erinnern, dass es da tatsächlich den einen oder anderen Vorfall gab, der entrüstete Eltern an der Schule intervenieren liess, während andere wiederum lieber dem betreffenden Lehrer quasi „freie Hand“ lassen wollten.

Die im Gegensatz hierzu oft im Verborgenen ausgeübte körperliche Gewalt im Elternhaus ist allerdings unheimlicher. Noch unheimlicher wird es, wenn man über das harmlose klingende babywise stolpert und allerlei Seltsames über fundamental-christliche Erziehung erfährt, bei der Kinder gewaltsam zu gottesfürchtigen Wesen herangezogen werden. Auch im Grossen Kanton nebenan ist solch weltanschaulich motivierte Züchtigung momentan ein Thema.

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«Wer sein Kind lieb hat, der hält es stets unter der Rute, daß er hernach Freude an ihm erlebe. Beuge ihm den Hals, weil es noch jung ist; bleue ihm den Rücken, weil es noch klein ist, auf daß es nicht halsstarrig und dir ungehorsam werde.» (SIR 30, 1+12)

Der richtige Umgang mit Kindern ist immer (wieder) eine Herausforderung, an der man viel öfter als einem selbst lieb ist grandios scheitert. Aber für manche Eltern wäre ein Hund dann doch angebrachter als ein Kind. Obwohl, womöglich bisse der dann kleine Kinder…

Das abschliessendes Urteil sei heute dem Schweizer Kinderarzt und Autor Remo Largo überlassen:
«Die Vorstellung, dass das Kind schlecht auf die Welt kommt und die Eltern ihm alles Schlechte austreiben und es zum Guten erziehen müssen, ist so alt wie die jüdisch-christliche Religion. Dahinter steckt die Angst, vom Kind überwältigt zu werden und die Kontrolle zu verlieren. So muss man einem Säugling das Schreien oder einem Kleinkind das Trotzen austreiben, damit diese Verhaltensweisen nicht immer schlimmer werden. Dahinter steckt auch das Bemühen, den Willen des Kindes zu brechen. Das Credo der antiautoritären Erziehung „Das Kind kommt gut auf die Welt“ ist genauso falsch. Die Kinder kommen weder gut noch schlecht auf die Welt. Wie sie werden, hängt vor allem von der Geborgenheit und Zuwendung ab, die sie erhalten, und von den Vorbildern, die sie im Verlaufe der Kindheit erleben.»

Feueralarm

boeoegg 2013, kinderumzug zürich 2013, sechselaeuten 2013Alle Jahre wieder wird der leidige Winter von Henkersknechten durch die Zürcher Innenstadt eskortiert und der öffentlichen Verbrennung auf dem Sechseläutenplatz zugeführt, wo Punkt 18 Uhr der Fackelwurf eines berittenen Zünfters das Ende des Schneemannes einläutet. boeoegg 2013, kinderumzug zürich 2013, sechselaeuten 2013Wenn der mit Knallkörpern gefüllte Kopf des Böögg dann endgültig pulverisiert ist, kommt es zum beliebten Volkswurstbraten auf den noch glimmenden Resten des Scheiterhaufens, was jedoch viele stolze Zünfter selbst heutzutage als pure Blasphemie weil zu anarchisch beargwöhnen. In deren patrizialen Augen ist das gemeine Volk nämlich gleich den bloss als Blumenfräuleins geduldeten Frauen sowieso reine Staffage.

Werbung macht frei

Als der Hobbyschweizer unlängst an einem ausserhäusigen Rechner ohne Werbefilter auf diesem Blog unterwegs war, sah er erstaunt Reklame, welche vom Hoster wordpress.com aufgeschalten wird. Unter anderem buhlte eine fadenscheinige Partnervermittlung um juveniles Zielpublikum — autsch. Dass wordpress.com den Gratis-Auftritt mit Werbung querfinanziert, war dem Hobbyschweizer im Ozean des Kleingedruckten wohl entgangen. Bislang ging er naiverweise von einer tatsächlich werbefreien Umgebung aus, zumal einem eingeloggten Blogbetreiber keinerlei Werbung präsentiert, sondern diese lediglich der lesenden Kundschaft zugemutet wird.

(An dieser Stelle sei rasch die Frage in die Runde geworfen, ob sich überhaupt jemand von Werbung hier gestört fühlt(e)? Vielleicht bin ich ja mimosenhaft einfach nur etwas überempfindlich und paranoid und übersehe womöglich dabei völlig, dass die meisten User schlauerweise ohnehin längst erfolgreich Werbefilter einsetzen.)

Nun bietet wordpress.com gegen ein jährlich zu entrichtendes Lösegeld an, von sinnbefreiter Werbung verschont zu bleiben. Schön, aber dreist. WordPress als Blogsystem ist und bleibt freie Software, sogenannte puplic domain. Der kommerzielle Bloghoster wordpress.com hat zwar einen ähnlichen Namen, doch sonst nichts mit puplic domain gemein. Leider ist dies dem Hobbyschweizer erst jetzt aufgefallen; etwas verstimmt hegt er nun Umzugsgedanken, weil auf Fremdwerbung ist geschissen — le contenu c´est moi!

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(bei installiertem Ad-Blocker genügt ein rechts-Klick bzw. ctrl-Klick auf die obige Animation und schon kann im erscheinenden Kontextmenue der Störenfried elegant ausgefiltert werden)

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Geeignete Werbefilter für die gängigen Web-Browser sind:

Allerdings hat der auf Werbeeinahmen basierte Internet-Dienstleister Google die Ad-Blocker bereits auf dem Kieker. So ist die Android-Version kürzlich aus dem hauseigenen App-Store verbannt worden, frei nach der Devise: von Apple lernen heisst siegen lernen.
Und sowieso: die Parzellierung des einst ungestümen und wilden World Wide Web in digitale Kleingartenvereine wird von der App-Industrie aus lukrativen Gründen gefördert, wobei sich der gemeine User allzu bereitwillig online in den Sozialen Diensten handzahm halten lässt. Auf spreeblog wird dies für die an der Thematik Interessierten blitzsauber aufgedröselt weiter vertieft.