Le soleil est près de moi

Le printemps enfin.

Schon wenige Tage vor Erreichen des astronomischen Frühlingpunktes leuchtet die Sonne munter herab; bereits seit dem 16. März beträgt die tägliche Dauer der in Mitteleuropa aufschlagenden Lichtquanten wieder mehr als 12 Stunden. Die erhellende Lichtenergie regt brach liegendes Potential an, was teilweise aber den körpereigenen Kräftehaushalt überfordert. Dessen Folge ist die landläufig genannte Frühjahrsmüdigkeit. Der Hormonspiegel liegt noch auf dem tiefen Winterlevel und die klimatischen Bedingungen sind längst nicht stabil genug, als dass sich der Körper schon auf Sommerbetrieb umzustellen vermag. Dieses leicht schwankende Gefühl darf man unbedingt geniessen, da es — wie alle Zustände im Interim — angenehm betörend wirkt.

Stolpergefahr

Artigsein

Derweil das irdische Artensterben bisher meist mit gravierenden geologischen oder kosmischen Einflüssen in Zusammenhang stand, scheint neuerdings die Menschheit hierfür ursächlich zu sein. Die Folgen einer Reduktion von Biodiversität sind zwar noch nicht in Gänze überschaubar, immer deutlicher aber wird, dass für die stetige Bedrohung von Lebensräumen, Verdrängung, Übernutzung, Verschmutzung, Klimaänderung — alles Symptome gewaltiger Umweltzerstörung — vor allem der Mensch zuständig ist. Massloses Wachstum und Profitgier sind die gängigen Parameter, welche den dramatischen Verschleiss der Natur beschleunigen. Der Widerspruch von Kapitalismus und Paradies ist unauflösbar.

Der Grossteil des Lebens unseres Planeten tummelt sich unter Wasser, noch. Rekreativ investierte Flugmeilen zum Tauchgang sind kontraproduktiver Schnickschnack. Und nun ab zur Werbung:

Lost in Transla­ti­on

Si certo, die tatsächlich erste Abstimmung seit langem, welche nicht zu Lasten von Ausländern ausfällt, bringt etwas Erleichterung. Claro que si waren diesmal nur 4 von 10 und nicht gleich jeder zweite potentielle Rausschmeisser. Bien sûr, man bleibt für viele weiterhin ein Fremdkörper in dieser akut gespalteten Gesellschaft. Aber voll töfte, weil ich jene dann doch überraschend deutliche Wende meiner Gastgeber nicht erwartet hatte, selbst dem vorsichtig aufkeimenden Trend einfach nicht traute. Nach Jahren der Ausländerei und noch längerem Hobbyschweizertum ist mir die helvetische Seele eigenartig fremd geblieben. Ich bekomme diesen Volksgeist einfach nicht zu fassen: eben noch läuft er geradezu hypnotisiert na­ti­o­nal­kon­ser­va­tiven Rattenfängern direkt in die Arme, überdrüssig von Dichtestress und Verstädterung schiebt er inmitten Europas einen Riegel vor die Türe, nur um dann das einmal aufgenommene Tempo fast schlagartig zu drosseln, ohne jedoch übermässig fies tönende Bremsgeräusche zu erzeugen.

«Wir (Schweizer) haben das Privileg uns gegenseitig verstehen zu müssen. Wir sind als kulturelle Grenzgänger ein Volk von Übersetzerinnen und Übersetzer.»

Bundesrat Alain Berset, 12.03.2014

Deutlich wurde: «Es langet, es reicht, ça suffit, no pasarán!». Schluss mit der Angstmache, der nationalistischen Schwarzmalerei und rezeptlosen Abschottung, keine Zwängerei. Seit dem EWR-Entscheid von 1992 gebärt die Stimmungsmaschinerie der SVP die immer gleichen Hirngespinste: das Ausland luge gierig auf das selbst­ge­nüg­same Eidgenössische Eiland, Offshore ist lukrativ, Verträge sind Zugeständnisse und Swissness sells weil sexy.

FIFA-Wahl, FIFA 2016, FIFA Chairman, Infantino 2016, Infantino, FIFA-President
Leserbrief zur sexy FIFA-Wahl

Man könnte sagen, sicher, mit einem Viertel oft versippten aber stimmlosen Bevölkerungsanteil stehe quasi ein qualitativer Umschlag dräuend bevor; man könnte sagen, ja, gerade die ruhig gestillten Arbeitsmigranten buckeln doch angenehm laut- und reibungslos und mehren dabei den Reichtum der Stimmgewaltigen, weil Arbeit im Erste-Welt-Primus Schweiz pekunär unschlagbar ist. Man könnte sagen das Schweizer Mantra Identität sei lediglich ein traumatisches Mobile, überdies kaum zu dechiffrieren und jedenfalls kein Gradmesser für wen auch immer.

Aber gewärmt hat das hoffnungsfrohe Resultat wie die zeitige Sonne im Frühjahr…