Embryonal

Embryo in der Zürcher Wasserkirche: der Altmeister und Gründer der einstigen Krautrockjazzer unternimmt gerne ausgedehnte Reisen und lässt sich dann von der fremden Musik befruchten. Das geht so seit mittlerweile 40 Jahren und ungefähr 400 verschiedene Mitmusikanten durchliefen den Embryonalstatus — nur einer bleibt: El Cheffe. Der nahm bei seinem Zürcher Auftritt drei junge Musiker und einen chinesischen Klangmeister namens Xizhi Nie mit auf die Bühne und improvisiert auf einem alten Vibraphon was das Zeug hält.

lautmalender chinesischer Klangmeister

Angenehm hippieske Atmosphäre an der Richtstätte der Zürcher Stadtheiligen. Die sind einst am Standort der Wasserkirche geköpft worden, nahmen ihre Köpfe anschliessend einfach unter den Arm und schritten ein wenig den Hügel hoch, damit man dort eine noch grössere Kirche bauen konnte.

Ich behielt lieber meinen Kopf und radelte ohne Licht heimwärts.

Licht aus — Spot an!

Im Cern bei Genf probt man am 30. März 2010 den Weltuntergang.

Vielleicht klappts ja damit, obwohl das Bundesverfassungsgericht in Deutschland keine Angst vor einem Schwarzen Loch zu haben scheint.

Hinterher ist man wie immer klüger, aber womöglich kann man aus dem Schweizer Schwarzen Loch dann keine Postings mehr senden, weil Zeit und Raum zu krumm, die Masse zu verdichtet und überhaupt viel zu dunkel zum Tippen, also dünkte dem Hobbyschweizer, besser jetzt noch schnell Bescheid zu geben.

Eigentlich hat der Untergang wie jedes Jahr den 30. Mai als fixen Termin. Oder haben Inkas, Mayas, Nostredämons, Mitleser und andere Spinner noch weitere Terminvorschläge?

Zurigo due, Bellinzona nulla

Die am Ende zu zehnt auf dem Platz verbliebenen Tessiner schossen ein einziges Mal auf das gegenerische Tor ohne es zu treffen, der FC Zürich aber traf zweimal. Nach dem zuletzt erlebten Zittersieg gegen den allerletzten der höchsten Schweizer Fussballliga, gab es diesmal einen reinen Arbeitssieg gegen den Vorletzten. Der Hobbyschweizer weilte diesmal direkt neben der dauerstimmungsmachenden Südkurve im Baustellenstadion, auch weil in der Kurve die Sichtbehinderung der kürzlich eingebauten Hilfsstützen durch den Fächereffekt nicht ganz so gravierend ist. Paradox fast, dass die zahlungskräftige Klientel auf der Haupttribüne mit all den Logen am wenigsten sieht. Das gerade einmal zwei Jahre alte Stadiondach im Letzigrund hielt — dank der vielen minarettartigen Extrasäulen — nicht nur den Regenschauer ab. Der Dachschaden ist natürlich eine Riesenblamage, welche die zur Wiedereröffnung angereisten Gästefans zum Tragen von Bauhelmen animierte.

Sehbeschwerden

Ganz interessant zwei amtierenden Weltmeistern bei ihrer leichten Tätigkeit zuzusehen – jawohl, die Schweiz ist dank der vielen Secondos U17-Weltmeister und der FCZ hat gleich zwei der in Nigeria siegreichen Talente in seinen Reihen. Die Nummer 3 Ricardo Rodriguez hinterliess einen frühreifen Eindruck, Tribünennachbar Adi meinte „Ein klares Versprechen für die Zukunft!“

Angenehm auch die quasi UEFA-Cup mässig anmutende Atmosphäre dank der bilingualen Ansagen der Stadionsprecherin. Im Gästeblock waren immerhin 17 Fans vom AC Bellinzona auszumachen, die restlichen 7.883 hatten aber ihren Spass.

Wo du bisch sind mir!

Schall & Rauch

Die Hamburger/Berliner Kapelle Tocotronic haben bei ihrem Besuch in Zürich die Rote Fabrik massiv beschallt. Weil aber das Rauchverbot in Stadt und Kanton erst im Mai 2010 greift, hat der Hobbyschweizer mit Reibeisenhals nach und akuter Sauerstoffunterversorgung während des Konzertes auf der anfänglich schön bequemen Empore einfach kapituliert. Ein leises Summen im Ohr aber blieb.

Aber hier rauchen – nein danke!

Der musikalische Vortrag war dank des riesigen Liederfundus kurzweilig und das freundliche Quartett ist einfach eine gute Liveband ohne grosse Allüren. Werke aus sämtlichen Schaffensphasen wurde spielfreudig intoniert und das Publikum auf das allerherzlichste akustisch befriedigt. Der Schlagwerker Arne bescherte mit „Bitte gebt mir meinen Verstand zurück“ einen unverhofften Leckerbissen. Erfreulich für den Hobbyschweizer und seine teutonischen Mitmigranten war das flüssig vorgetragene und verständlich zu Gehör gebrachte Hochdeutsch. Aber auch viele Einheimische hörten interessiert zu: ein gewisser Thomas Kramer wurde von der Band trotz aller Rauchschwaden im Publikum ausgemacht und demselbigen als erster Schweizer Hörer der Band mit mittlerweile siebzehnjähriger tocotronischer Hörbildung namentlich vorgestellt.

Ein extra für dieses Konzert aus Berlin angereister Kollege mit mehrmaliger Liveschulung in Sachen Tocotronic hielt den dargereichten Ohrenschmaus für ziemlich gelungen, vermisste aber das Stück „Freiburg“.

Auf der Rückreise blieb sein ICE eben dort mit Triebkopfschaden liegen…

Let there be rock.