Sieben auf einen Streich. Zusatzzahl 3.
Schlagwort: Landesverteidigung
Blocherbande
Meinem Bild der Schweiz – und dem Land an sich – haben Christoph Blocher und seine Bande enorm geschadet. Ich fand es immer schon absurd, dass die, die am schweizerischsten tun, der Schweiz in den letzten fünfzig Jahren mehr geschadet haben als alle Linken und als alle die anderen, die sie sonst immer verteufeln.
Warum hat Blocher dem Land geschadet?
Ganz einfach: Er hat es polarisiert. Er hat die schon bestehende, normale, manchmal fast schon versöhnliche Polarisierung hochgezüchtet. (…) Ich habe mich mein ganzes Leben mit der Sprache befasst und weiss: Wer den Ton verschärft, will die Fronten verhärten. Und verhärtete Fronten machen ein Land mit der Zeit kaputt.
Martin Suter im NZZ-Interview
Do simmer dehei
Liedgüter
Das Schweizer Volksliedgut muss vor der Vergessenheit bewahrt werden. Jedenfalls treibt jene Sorge die erst jüngst lancierte Initiative an, welche nun frisch einspielte Schweizer Volkslieder in allen Landessprachen publiziert und präsentiert. Anscheinend soll durch diese Aktion versucht werden, die mit den Jahren diverser gewordene Eidgenossenschaft abseits von Spotify zu re-helvetisieren und der gesanglichen Volks-Amnesie vorzubeugen.
Zum Liedbuch erscheint zugleich eine Compact Disk, wobei für die meisten jüngeren Menschen das hierfür erforderliche Abspielgerät vermutlich keineswegs evident ist. Also werden wohl eher die Alten jene alte Weisen repetieren, was jedoch die Aussicht auf sangeskundige Grüzinis in der Bergwelt kaum trüben kann, da dank Echo der naturverbundene Overdub sowieso allzeit parat steht. Oder sollte zum ultimativen Hörerlebnis vielleicht besser noch ein rustikaler SVP-Buurezmorge hinzu gebucht werden?
Allerdings tönen die neu aufgenommenen Versionen etwas arg aseptisch und viel zu sehr gewollt, als dass Freude beim Rosenpflücken tatsächlich aufkommen könnte. Die Werbe-Plakate allerdings voller Dada, Respekt.
Landständiger Randsport
Bei den eidgenössischen Meisterschaften im Erdöpfel-Weitwurf siegte ein Schwyzer mit der Weite von immerhin 3,72 Metern. Sämtliche Konkurrenten im Stossen mit der Riesen-Kartoffel lagen stattliche 11 Zentimeter und mehr dahinter. Der Schweizer Rekord von 4,11 Meter blieb indessen unangetastet und klar ausser Reichweite der antretenden Titanen.
In der Gunst der Connaisseure noch etwas höher angesiedelt ist der Paartanz-Wettbewerb. Hier triumphierte ebenfalls die Innerschweizer Delegation, diesmal jedoch die Dependance aus dem Entlebuch. Schlussendlich machten die vor einem begeisterten Publikum gezeigten technischen Finessen, fein gepaart mit vollendet einstudierten höchsten Schwierigkeiten, den knappen jedoch verdienten Unterschied im Sägmehl.
Die wie meist ziemlich starke Konkurrenz zeigte beim diesjährigen Turnier nichtsdestotrotz durchgängig eine beeindruckend fantastische Körperbeherrschung und durfte – dank ihrer einfallsreichen und in nahezu synchroner Perfektion präsentierten Ausdruckstänze – noch bis zum Final auf einen eventuellen Gleichstand in der Endabrechnung hoffen.
Here To Save The Day
Aus der Sammlung interessante Wappen –
heute die NASA-Abteilung für Planetarische Verteidigung:
Cyber-Hauptquartier dort.
Wurstig
Fast 500 Jahre nach dem legendären Zürcher Wurstessen wird die Ursache plump mit der Wirkung verwurstet. Im Ziggiparadies Schweiz halten die multinationalen Tabakkonzerne allesamt einflussreich und steuerbegünstig gerne Einsitz, weil aber Tabakwerbung nun aus dem öffentlichen Raum verschwinden soll, dreht die Werbebranche etwas arg am Spiess.
Komplizenschaft
Das Zentrum für politische Schönheit verblüffte im grossen Kanton jüngst mit einem geschickt eingefädeltem Millionengeschäft und sucht nun vorsorglich weitere Teilhaber und Komplizen, welche am grossen Erfolg gerne partizipieren möchten. MAZ ab!
Résumé
Nach mehrmonatigen Einschränkungen mit physischen, aber auch psychischen Leid, hatten wir mit der Covid-19-Impfung endlich die Möglichkeit etwas aktiv gegen den Virus zu tun. Das ohnmächtig Verstecken sollte ein Ende haben. Mit der Kirche St. Jakob fand Medix Zürich einen mit anpackenden, entgegen kommenden Partner, den wir für das Durchführen der Impfaktion brauchten. Besonders berührt hat mich die solidarische Zusammenarbeit unter Nachbarn, die während der Pandemie vielerorts leider zu vermissen war.
Legendenbildung
pic: mobilalexa, flair: siebesiech
Verblüffung beim Zwischenhalt
Die Hohle Gasse wurde erst 1934 (neu) angelegt: historisch angelehnt und recht holpriger Pflasterweg, moosige Begrenzungssteine, Tunnel-artig bewachsen. Führt zu einer Kapelle. Diese wurde an jener Stelle errichtet, wo der Freiheitskämpfer den Landvogt heimtückisch ermordet haben soll. Moderne Fünfsprachige Schaufensterinstallation, Geschichte wird auf Knopfdruck erzählt. Auch dass Schiller nie die Schweiz besuchte. Doch mit welch Geschick die Eidgenossen seit über 700 Jahren den Original-Apfel quasi lebensecht konservieren ist fürwahr erstaunlich – da könnte manch Titanen-Mausoleum noch von lernen.
The final Lockdown
Obschon die Schweiz sich gerne als Insel der Glückseligkeit betrachtet, vermochte nicht mal ein Parlamentsentscheid der Pandemie den Garaus machen. Die vermeintliche Corona-Diktatur wird weiter angeprangert werden, wobei sich die immer bauernschlaue SVP besonders hervortut. Deren erbberechtigte und milliardenschwere Englischlehrerin Martulla-Blocher fragt derweil bei Diktator Bundesrat für Gesundheit Alain Berset unverfroren nach eventueller Sonderbehandlung ihrer Aussendienstler nach.
Kurvenlage
Was die Daten-Modellierer mit ihren inzidenzbasierten Kurven seit einem Jahr beständig menetekeln traf wiederum ein, nun also eine weitere Welle dank Teilöffnung mit Mutation und zu wenig Serum. Verlässliche Aussagen sind von Politikern kaum zu erwarten, dass aber auch die Wissenschaft beständig irrt, lernt und neu definiert ist schwer vermittelbar. Dabei entwickeln sich biologische Prozesse naturgemäss willkürlich, spontan und eben nicht geradlinig, muss wissenschaftlich basierte Forschung ähnlich flexibel reagieren wie eine Fluchtmutation der aktuellen Viren. Bis Mitte April hier entschieden wird wann es wie weitergeht, wird hobbymässig brav weiter beprobt was Nasen- und Rachenschleimhaut her geben. So bleibt immerhin positiv was negativ ist.
Burkanödistan
Fertig Vollverschleierung – wegen ca. 30 einheimischer Burkaträgerinnen hat die Schweiz das Tragen der Tracht per Volksentscheid verboten. Dem federführenden Stammtisch Egerkinger Komitee gelang damit bereits der zweiten Erfolg nach dem Minarettverbot, als drei Gebetstürme und fünf Baugesuche die fundamentale Schweiz schleichend bedrohten.
Eidgenössisches Abstimmungsgeschenk zum Frauentag 2021
Social Shutdown
Betonköpfe
Applaus
Gendarmerie
Freiheitswacht
Vermehrt fahren sie Patrouille, die selbsternannten Hilfssheriffs der selbstdefinierten Freiheit. Noch scheinen sie unbewaffnet, bis auf die Augen, die gerne zusammengekniffen, meist aber sonnenbebrillt tunlichst scharf sehen sollen. Mit der für Strassenkreuzer typischen Überlänge ragt das Heck ein gutes Stück weit aus der Parkbucht. Der sich penibel um sein Dienstfahrzeug sorgende Hilfssheriff muss also selbst nach Feierabend auf seinem lautstark knatternden Motorrad noch eine Extrarunde drehen, um allgegenwärtige Bereitschaft und Aufmerksamkeit zu demonstrieren und allfällige Blechschäden möglichst rasch begutachten und weiter melden zu können.
Dass die Patrouille just in diesem Jahr ihr 23-jähriges Jubiläum feiert, sollte doch allen Verschwörern zu denken geben – oddärr!?
Wir sind Virus
Das also ist der trendige Lockdown, noch immer leicht diffus, weil gleichzeitig so abrupt, so irritierend und so faszinierend. Wieder mal klar deutlich geworden, dass Zeit sich tatsächlich beinahe endlos dehnen und dadurch sogar verzerren kann. Diese Erkenntnis ist nicht völlig neu oder überraschend, Wartestress ist aus Kindertagen noch gut erinnerlich: Weihnachten, Ferien, Geburtstag spielten in ähnlichen Ligen wie nun die Hoffnung auf das Serum oder den entfesselten Freigang. Furcht und Sorge nur Beifang. Airborne viruses everywhere.
Das allgemeine Dauerschwänzen im überbordenden Frühling, die zahlreichen Videotelefonate mit Kollegen, Freunden und Familie, die Kontaktsperre ≥ zwei Meter, die leeren Regale und die realen Ängste, das permanente Händewaschen, die fast schon autistische Vorsicht, das dominante Desinfektionsmittel und die vielen Masken. Bunte Masken, schräge Masken, übertriebene Masken, lässige Masken, Maskenwahn und Maskenpflicht. Das Raum-Zeit-Kontinuum wird neu beschrieben: Nerds drucken Plastemasken. Autofabriken Atemmasken. Computerfirmen Schutzmasken. Alles in 3D für 4D. Und dazu Geld, neuerdings von Bazookas weit gestreut. Allgegenwärtige Virenpäpste und Epidemiologen senden auf allen Kanälen. Gewollte Desinformation von Scharlatanen und Intriganten chaotisiert. Preppern deucht es geil.
Sozialkredit
Im Umbruchjahr 1989 wurde nicht nur das erstarrt scheinende Blockgefüge zwischen Ost und West zerstört, auch die insulare Unschuld der helvetischen Konförderation ging zu Bruch. Der Rücktritt von Bundesrätin Kopp, relativ knapper Entscheid für die Beibehaltung der Schweizer Armee (65 zu 35 an der Urne) und die Enttarnung der elitären Kaderorganisation P-26 im Zuge des Fichen-Skandals. Mit verblüffend Stasi-ähnlichen Methoden und ebenso übereifrigem Archivierungswahn wurden bei 6,78 Mio Einwohnern bis zu 900.000 Akten angelegt. Via Konsultation der Bestände wurden somit quasi Berufsverbote verhängt und für den Ernstfall Szenarien zur Masseninhaftierung politisch unliebsamer Eidgenossen zwar unter Verschluss, doch detailliert parat gehalten. «Moskau einfach!» war das Äquivalent zum bundesdeutschen «Geh doch rüber!» und ist nun Titel einer filmischen Komödie, welche die problematische Thematik entlang einer Lovestory inklusive Saulus-Paulus-Genese verhandelt.
Eindrücklich der Auftritt der Protagonistin im Zunftsaal vor Militärs, wo nach einem alten Soldatenlied den zunächst schenkelklopfenden Militärs dann doch der Atem stockt, als deutlich ausgesprochen wird was in den Betonköpfen der Kalten Kriegern wirklich steckte. Aus heutiger Sicht urkomisch und surreal, doch in Zeiten von staatlich sanktioniertem Sozialkredit nebst Erziehungsanstalten mit Brisanz.
Plumper Plunder
Es ist Wahlkampf in Helvetien, das Parlament wird im November neu gewählt und grosse Verschiebungen sind wie meist nicht zu erwarten. Das Klima wird eine Nebenrolle spielen, während die immer stieren Nationalkonservativen auf bewährte und währschafte Kost setzen:
Fremde, räuberische oder gefürchtige Wesen eignen sich bekanntlich immer gut als Sujet für Wahlplakate (Schafe, Raben, Burkas) und jetzt drängen auch noch die just vom Mob befreiten Aliens aus der Area 51 in die Schweizer Modellbahn – beam me up, Scotty. This planet sucks.
Immer wenn ich solch ungenierte Angstmache wahrnehme, spüre ich jene Frostigkeit, welche mich in der Fremde innerlich schaudern lässt. Ein Drittel der Wähler tendiert weiterhin zu diesen schamlosen Parolen und wählt deren Apologeten tatsächlich. Papierlischweizertum ist da sicher auch keine Lösung – ich bin stolz ein Wanderer zu sein.