Hetzkampagne

Zeitungsinserat der Schweizerischen Volkspartei:

Schweizer sind nett.
Schweizer sprechen langsam. Schweizer wählen gerne.
Schweizer verseuchen den Rhein. Schweizer spielen schlecht Fussball.
Schweizer horten Schwarzgeld. Schweizer vergewaltigen Frauen.
Schweizer bauen Bunker. Schweizer schlagen Deutsche.
Schweizer sind langweilig.

Verschnupft

Investigativer Journalismus fischt auch im trüben Wasser und so liess das Schweizer Fernsehen jüngst eine Kläranlage der Stadt Zürich auf etwaige Drogen-Rückstände untersuchen.

Vielleicht erkennt ja das Staats-TV in der nächsten Folge nach dem ravenden Zusammenhang mit dem Koksboom einen generellen zum Finanzplatz…

Schiffeversenken

Der Höhenflug des starken Franken wird souverän verteidigt von der „besten Armee der Welt“ — gerade auch in und aus der Luft. Der Hauptstützpunkt der Luftwaffe befindet sich bei Payerne in der Broye, zwischen den Kantonen Fribourg und Vaud. Gleich in der Nähe des grössten Schweizer Kriegsflughafens liegt der Neuenburger See, über welchem Flugmanöver und das Feuern auf Wasserziele geübt werden.

Während die Tourismusagenturen den Schilfgürtel des südlichen Seeufers als erholsames Biosphärenreservat kommunizieren, tobt darüber der simulierte Luftkampf.

Nur geschossen wird ausserhalb der Badesaison.

Gewaltmarsch

Mit ihrem permanenten Wahlkampf verstärkt die Schweizer Volkspartei («Schweizer wählen SVP») die latent vorhandenen Ängste der (Land-) Bevölkerung mit fremdenfeindlichen Motiven auf aggressive Weise.

Nach Überstehen des (gewollten) Kulturschocks kommt dem verblüfften Hobbyschweizer das Schunkellied «Die lustigen Stiefel marschieren über Polen» von DAF anno 1980 in den Sinn.

Das Spiel mit nationalsozialistischer Propaganda funktioniert halt prächtig:
Guggus? Dada!

Urinator

In seiner figürlichen Darstellung erinnert unser heutiges Motiv aus dem Kanton Vaud/Waad eher an die Zürcher Schule der Abstraktion. Der welsche Einfluss ist — wenn überhaupt — nur sehr vage durch das hier etwas elegantere Schuhwerk zu erahnen. Während aber der gemeine Züripisser züchtig im gesteckten Rahmen verbleibt, der Genfer Punkpinkler den roten Rahmen bloss frech markiert, gelingt es dem aktuellen Modell diesen tatsächlich zu durchbrechen. Der Blasendruck scheint im Vergleich zu den Vorgängermodellen grösser zu sein und findet Ausdruck in der konischen Form des Urinatorenstrahles. Die Kopfhaltung ist dabei eindeutig zielgerichtet und unterstützt so das gesamte Vorhaben.

Die zusätzlich angebrachte verbalisierte Aufforderung erscheint jedoch überflüssig und konterkariert das Sujet, zumal die vier Rufzeichen entfernt eher an Prostataleiden erinnern.

Killermärchen

Im Durchschnitt waren sie klein und kräftig. In den ersten Tagen meinte er, alle hätten Kröpfe. Sie hatten diese kurzen und stämmigen Nacken, wenig Hinterkopf, eine niedrige und kantige Stirn, darunter zwei Augen mit einem stechenden Blick. Eigentlich blickten sie einen nicht an, sie musterten. Sie hatten ein hartes Leben, aber sie waren stolz darauf.

(aus: Wilhelm Tell für die Schule von Max Frisch)