Schon wieder ein Briefkastenfund, diesmal Reklame mit kleinem Tippfehler:
Diese Jade scheint ein etwas überholtes Frauenbild zu haben. Oder hat sich das gar nicht geändert und die etwas gewagte Illustration ist daher gar kein kulturelle Rückschlag? Und überhaupt – ziemlich eigenartiger Name für eine Putzfee…
Die Darbietung der pastellfarbenen Tanztruppe aus Barbarella-Zeiten dünkt selbst aus heutiger Sicht überraschend freizügig. Summer of Love, Flower Power und California Dreaming waren hoffnungsvolle Versprechen der popkulturellen Hegemonie des Westens, obschon die Sonne eben dort unterzugehen beliebt.
Nett aber, dass Herbst und Winter auf der Nordhalbkugel etwas kürzer sind als Rest…
Heute begehen wir bekanntlich ein ursprünglich keltisches Fest, welches im Neuheidentum fröhliche Urstände zu feiern scheint.
Daher zum Festtag alle wichtigen Infos in Sachen Schnittertag von Yoga-Martina. Dazu sieben ganz tolle Rituale zum fünften Jahreskreisfest von Kasia. Und von der Julia aus Austria unfassbar hübsche Fotos und ganz prima Tipps zum thematischen Räuchern.
Nachdem der erkennbar schwach geschossene erste Penalty aus 12 Yards vom englischen Goalie mühelos entschärft werden konnte war das Wochenende theatralisch gelaufen und ersoff regelkonform in Blitz und Donner. Die recht siegessichere Auswahl der eidgenössischen Fusslümmel schied einigermassen unglücklich aus und musste vorzeitig retour. Obwohl notabene ungeschlagen – sowohl nach FIFA wie UEFA-Statuten geht das Ergebnis nach der regulären Spielzeit in die Statistik ein; das leidige Elfmeterschiessen dient bloss als Ersatz für den früher üblichen Münzwurf zwecks Qualifikation für die nächste Runde.
Am Zürcher HB anderntags dann ein trostspendender Empfang, welcher die vergegenwärtigte Laune nur unwesentlich zu bessern vermochte. Zusammen allerdings immer wichtig – Stichwort Feedbackkultur.
Die Willkommensparty stand unter dem Motto «Wir sind Schweiz.» Fast 100 Prozent aller Partygänger trugen freiwillig eines der von der UBS gesponserten Dächlikappen und der Einpeitscher aus dem Wallis sorgte trotz vorheriger Verfehlung für Stimmung und vertrieb routiniert Reste von Trübsal. Kurzinterviews mit Spielern und Staff (item – Xherdan S. wollte den raffinierten Corner kurz vor Schluss direkt verwandeln, momentane Leere aber Zukunft topp, Lebbe geht weiter, Nati-Koch geht nach 28 Jahren und 13 Turnieren in Pension) nebst signierten Plastikbällen wurden dem dankbaren Publikum zugeworfen und sogar zugeschossen, wobei Kunstschütze Shakqiri prompt die Videowand traf, welche daraufhin erblindete.
Nach den atmosphärischen Störungen früherer Championate (Haare blondieren, Doppel-Adler parodieren, plumpe bis brüske Antworten auf Pressefragen, Secondos vs. Bio-Schweizer) schien diesmal auch der Mannschaftsgeist in Stuttgart-Degerloch ganz gut untergebracht. Lag es am Ende vielleicht doch am Rasen-Gate? Allenfalls wäre die Deutsche Bahn hier fein raus, wiewohl die Heimreise mit den beiden Reisecars angetreten wurde, was hierzulande süffisant anhand der akkuraten Pünktlichkeit (Live-Übertragung im SRF!) am HB erklärt wurde…
Beim Abgang Zirkus nur Hilfsausdruck.
Rückrunde
Nach dem Spiel bekanntlich immer vor dem Spiel und darum folgte das kulturelle Nachspiel der nervenzehrenden Viertelfinals noch am selben Sonntagabend, wobei der Neue Zürcher Kammerchor mit geschickter musikalischen Anlehnung an den real existierenden Fussball inklusive eines wirklich liebevoll gestalteten Programmheftes völlig verdient und überdies glanzvoll punktete.
Chorwerke aus fünf Jahrhunderten Calcio/Football/Fussball wurden gekonnt zum Besten gegeben. Ein zusätzlicher Hilfspunkt wurde fachkundig im Pausenquiz erstrebt, als die Frage nach dem ersten Europameister mit einem treffsicherem UdSSR! gekontert werden konnte. Beim berühmt-berüchtigten Liverpooler Gassenhauer drückten dank der brillant aufgestellten Sopranistin schon ein wenig die Tränen und aufgrund des sportlich wie stimmlich tadellosen Auftritts des gemischten Chores inklusive Kommentators war die Gefühlswelt beinahe wieder in Ordnung.
Selig lächelnd wurde auf dem Heimweg monoton pedalierend das hymnische Youneverwalkalone wiederholt und jenes Mantra half bestimmt karmatechnisch locker über auf den Berg.
Für den ehemaligen Flaggenconnaisseur haben wehenden Fahnen teils bildschöne Themata. Der Farbenpracht und Obskurität sind kaum Grenzen gesetzt und noch immer entstehen neue Motive. Selbst als die selbstauferlegte Kiribati-Regel schliesslich die Sammelleidenschaft dämpfte, sorgen Farben, Formen und Symbole der Blickfänge weiterhin für Interesse. Doch nicht kleinkarierte Revierabgrenzungen à la Schrebergarten oder nationales Dominanzgehabe stehen hierbei im Vordergrund, sondern viel mehr ganz naiv die bunte Fantasie der Vielfalt.
Seit geraumer Zeit dominiert ein Fussballfan (oder Ex-FIFA-Mitarbeiter?) seinen Freisitz auffallend zu den grossen internationalen Tunieren – egal ob Frauen- oder Männer-Championat. Zu den Spieltagen werden jeweils korrekt die Spielpaarungen geflaggt. Neulich auf dem Balkon in Zürich Wiedikon nun als eine Art Vorglühen folgendes Szenario:
Von links: San Marino, Malta, Liechtenstein, Gibraltar und Andorra. Vatikanstadt wurde wohl wegen fehlender Mitgliedschaft in der UEFA ignoriert und Monaco ist mit dem französischen Fussballverband förderiert. Sämtliche Zwerge sind nicht für die Finalrunde qualifiziert und geniessen bestimmt aus schierer Vorfreude dennoch einen nerdigen Auftritt.
Der Einsiedler Reggae Künstler Lee «Scratch» Perry wird im Zürcher Club Voltaire mit einer Ausstellung seines non-musikalischen Œuvres posthum geehrt. Gezeigt werden Werke seines Schaffens in der Zeit vom Blue Ark Studio, das er in seinem Schweizer Exil betrieb, nachdem das Black Ark Studio auf Jamaika in Flammen aufgegangen war. Zu sehen sind allerlei kunterbunte Artefakte, welche Lee Perry mit der ihm eigenen Art mit mystischem Universalismus aufgeladen hat. Quasi veredelte Fundstücke und Treibgut ganz im Sinne der DADA-Bewegung, die mit gesellschaftlichen Normen brach, Wort und Bild verschmolz und so eine eigene Mythologie erschuf. Kunst ist ist bei beiden nicht vom Leben getrennt und stiftet einen Gesamtzusammenhang, der Gegensätze verbindet.
Auf der Vernissage musste ich über die Kuriositäten viel schmunzeln, sogar die von Perry behandelte Studiotür ist ausgestellt sowie ein gigantischer Heizkörper mitsamt aller Verzierungen. Art brut par exellence. Da der Andrang am Eröffnungsabend recht gross war ist eine weitere Visite eingeplant, um die Details besser erkennen und verstehen zu können. Immerhin gewährt der Club dafür Zeit bis September.
Stanley Beamish bevorzugte als Überflieger bekanntlich Pillen mit zeitlich beschränktem Wirkungsgrad. Als staunendes Kind im schwarzweissen TV-Zeiten wollte ich diese liebend gerne auch ohne Geheimauftrag goutieren. Natürlich wegen der Pupillendrehung und – ehrlicherweise – um einfach mal abzudüsen.
Im Spam-Ordner kürzlich dann wieder mal die Konterrevolution in Form von Werbung für ein obskures Nahrungsergänzungsmittel, welches das Verlangen nach Alkohol nullifizieren soll. Quasi Volltreffer fürs Trockendock in der Fastenzeit sowie Auslöser für Drogendiskurs.
Sowieso Drogen (Verbots-) Politik – erst dank des fundamentalen Einsatzes vom US-amerikanischen Bischof Charles Brent wurden zu Beginn des 20. Jahrhundert damals als eher harmlose geltende Drogen wie Opium im Zuge des Spätkolonialismus weltweit geächtet, verboten und gleichsam gehypt. In der Folge wurden Aspirin und Heroin aus dann einer industriellen Hand kredenzt.
Gemäss der Historikerin Helena Barop («Der grosse Rausch») waren Drogen tradierte und hilfreiche Konsummittel (Drogerie!), welche erst durch das Bestreben der pharmakologischen Industrie eine immense Stärkung in Potenz und Vielfalt erfuhren. Die dann von den USA ausgehenden Drogenverbotspolitik wurde unter dem fadenscheinigen Deckmantel Bevölkerungsschutz international quasi in Form einer Evangelisation durchgesetzt (War on drugs). Der Rollback dabei immanent; die 13-jährige Alkohol-Prohibition bekanntlich wie resultatsmässig ein klassisches Eigentor Marke Mafia made in USA.
Selbst wenn das Werk der Buchautorin Barop gar etwas zu anstrengend für jedwede drogenindiziert verkürzte Aufmerksamkeitsspanne geraten ist, gibt es allenfalls noch den informativen Podcast vom SWR als neckisches Appetit-Häppchen.
«Ich habe mit der Historikerin Helena Barop gesprochen. Haben wir, also sie und ich und alle anderen eigentlich ein Recht auf den Rausch?»
«Das bin ich schon ein paar Mal gefragt worden und ich bin mir nicht so sicher ehrlich gesagt. Ich bin mir nicht so sicher, ob man ein Recht ableiten kann einfach aus der Beobachtung, das tatsächlich zu jedem erfüllten Leben, glaube ich, loslassen dazu gehört. Also da könnte man sich, glaube ich, darauf einigen, dass es in den meisten Leuten jedenfalls den Impuls gibt, dass es irgendwelche Räume gibt, in denen man mal loslassen kann, in denen man mal aussteigen kann aus seinem Alltagsfunktionieren, aus seinem ernsthaften Ich.»
PS & Tipp: Frau Barop lädt im Mai zu einer Führung im Humboldt-Forum zu Berlin ein…
La Rousse – erstaunlicherweise im Angebot eines Detailhändlers tief im Freiburger Land gleich beim Lac de la Gruyère und ursprünglich aus Savoyen stammend. Ebenso erstaunlich kann «La Rousse» eher altertümlich «die Polente» bedeuten, jedoch auch «die Rothaarige», was wohl eher auf das mit Gletscherwasser vom Mont Blanc gebrauten Amber Bier gemünzt ist. Interessantes Detail die Wiederverschliessbarkeit, Kronkorken mit extra Schnappverschluss hat schon was.
Umsturz im Ländle?
Probleme fürs Fürstentum?
Erbmonarchie in Gefahr?
Scheint fast so.
Die angebliche Gründung einer Liechtensteiner Kommunistischen Partei wird von einem sog. Aktionsbündnis unterstützt, deren punkige Provokation im Netz der Dumpfbacken wiederum mit dem schlichten Wunsch nach «Todesstrof» goutiert wird. Putzig das.
Um den Jahreswechsel herum fiel ein Graffity am Friesenberg ins Auge, welches sich inhaltlich zunächst noch etwas rätselhaft gebar, im Gesamteindruck aufgrund Farbgebung inklusive Codewort Letzigrund jedoch ein schlüssiges Bild jenes pubertierenden Fantums abgab, das in der Stadt an allen möglichen bis unmöglichen Orten immer wieder mal auftaucht. Obgleich das klugschwätzende Sprachmodell in der rechnergestützten Interpretation eher vage bleibt und das Wort «könnte» vorsichtshalber in wirklich jedem einzelnen Satz einbaut, ist das Ergebnis in der Tendenz dann eindeutig.
Leidenschaft im Stadion:
Die Phrase könnte darauf hinweisen, dass die Liebe inmitten der Leidenschaft und Intensität eines Stadions wie dem Letzigrund gelernt oder erlebt wurde. Das Stadion könnte als symbolischer Ort für emotionale Höhen und Tiefen stehen.
Entwicklung in Beziehungen:
Es könnte bedeuten, dass die Liebe auf den Stufen des Letzigrund-Stadions gelernt wurde, was auf eine fortschreitende Entwicklung in romantischen Beziehungen hinweist. Stufen könnten als Metapher für verschiedene Phasen oder Herausforderungen in einer Beziehung stehen.
Gemeinsame Erinnerungen und Emotionen:
Die Phrase könnte darauf hindeuten, dass die Liebe auf den Stufen des Letzigrund aufgrund gemeinsamer Erlebnisse und Emotionen entstanden ist. Das Stadion könnte ein Ort sein, der für beide Partner eine besondere Bedeutung hat.
Verbundenheit durch Sport:
„Liebe glernt uf de Stufe vom Letzigrund“ könnte auch auf die gemeinsame Liebe zum Sport und die Verbindung durch Fussballspiele im Letzigrund-Stadion hinweisen.
Liebe zur Stadt oder Gemeinschaft:
In einem breiteren Kontext könnte die Phrase die Liebe zur Stadt Zürich oder zur Gemeinschaft symbolisieren, die durch Ereignisse im Letzigrund-Stadion gestärkt wurde.
Nett dass es Schneller-Höher-Weiter-Teurer-Städte-Rankings gibt, doch für das rurale Leben im ländlichen Gebiet sowie im Trikont (ausser Harare) hat dies vermutlich nurmehr dialektischen Einfluss. Preistreiberei existiert in der kapitalistischen Mehrwertschöpfung schon immer und ist quasi systemisch. Die Singapurisierung der Schweiz und die Verschweizerung Europas wird weiter fortschreiten und sind dergestalt soziale Menetekel, die der künftigen Gesellschaft noch etliche Sorgen bereiten dürften. Die gegenseitige Abhängigkeiten von Energie, Nahrung und Arbeit werden die entstehenden Klüfte der Absurdität kaum überbrücken können und die zunehmende Tribalisierung der multiplen Blasen erschwert eine reibungslose Kommunikation und führt eher zu vermehrter Zuspitzungen. Und so wird das Verständnis füreinander auf unserer hübschen Erdeninsel nur noch mehr geschmälert.