Kunsthofer

Im (ehemaligen Kunstcenter) ka-drü, welches mich aufgrund der zunächst etwas abgerissen erscheinenden Örtlichkeit inklusive der hemdsärmelig wirkenden aber unprätentiösen Charme versprühenden Präsentation von Kunst und Barbetrieb an die befreundeten Berliner All Girls nebst angeschlossenen Club 39 erinnerte, habe ich mitsamt all meiner bislang angesammelter Schweizer Schätze die Vernisage von Susanne Hofer besucht.

Susanne ist quasi Freundin der Familie und auch sonst einfach freundlich, genau so wie ihre Kunst. Zu sehen waren Videoschleifen mit Witz und Ironie: Sonnenbadende im Rasengrün des Central-Parks projiziert auf Berglandschaften aus Kristallzucker; fingerfertige Entspannungsmassagen für die Gesichtsmuskulatur erscheinen stereo auf den weissen Schalen ausgeblasener Hühnereier; in einem weiteren Raum dann allerlei Kram aus Haus, Werkstatt und Atelier geschickt auf dem Fussboden angehäuft und arrangiert, welches von einem Sonnenaufgang/untergang-Loop von vorne derart beschienen wird, dass eine Bildmontage auf einer rückwärtigen Projektionsfläche ensteht. Das vordergründige „Gerümpel“ erscheint so kunstvoll verzerrt und vergrössert als die schattenhafte Silhouette einer Grossstadt (eine hochkant gestellte Bohrmaschine hat projiziert Ähnlichkeit mit dem Empire State Building, ein kleiner Waschpulverkarton stellt die räumliche Flucht eines Bürogebäudes dar, eine Dispersionsfarbflasche eine Art Turm mit Aussichtsplattform). In dem darüber gelegten Videoloop geht andauernd die Sonne über der Gerümpel-Stadt auf und auf der exakt gleichen Bahn auch wieder unter, immer schön von rechts unten nach links oben. Nach längerem Betrachten stellt sich ein angenehmes und beruhigend wirkendes Gefühl ein, ausgelöst durch die sich ganz gemächlich aufhellende und auf dem Höhepunkt langsam wieder dunkel werdende Szenerie. Unterhalb der städtischen Illusion, direkt im Chaos des angehäuften Krimskrams, widerspiegelt sich dann ganz ruhig ein See. Susanne gab den Namen des Sees freimütig preis: Vierwaldstättersee!

Rütli – ick hör dir trapsen… Wäre Susanne mir nicht als eine eher schalkhafte Person bekannt, würde ich an dieser Stelle ins interpretatorische Nirwana abschweifen; so aber bleibt ein fröhlich-heiteres Schmunzeln und das ist auch gut so!

Uns hat die Hofersche Inszenierung prima gefallen!

Manchen Gästen auch die mittlerweile 19 Tage junge Kunstliebhaberin Stella Marie – natürlich, mit einer solchen Puppe im Tragetuch entstehen völlig unvermeidbar durchaus nette Kontaktfunken.

Kurz vor dem familiären Marschbefehl wurden von einer netten Erscheinung noch drei, vier Zäuerli gegeben, apart begleitet von Talerschwingen, welches dann doch stark an das Murmeln gewisser Bergbewohner erinnerte.

Ma si claro: schliesslich darstellerte die Hofer unlängst als eine der Saaltöchter des fulminanten Jagdessens!

This was then.

Noch immer scheint das frische Familienleben etwas irreal und geht einher mit völliger Erschöpfung und dem Gefühl als verschwände die Zeit einfach in einem schwarzen Loch. Mangelnde Routine und überängstliche Vorsicht, anfängerhafte Unsicherheit im Umgang mit den Bedürfnissen eines Neugeborenen, akuter Schlafmangel und zunehmende Dünnhäutigkeit. Aber eben auch soo schön:

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