Fritz Langs Metropolis wird in Bälde 100 Jahre alt und ist doch jung geblieben. Die in drei Episoden unterteilte Erzählung ist trotz des damaligen Durchfalls beim Publikum mit der Zeit ein grosser Liebling des Feuilletons geworden und die aufwändig restaurierte Fassung lief 2010 stolz auf der Berlinale. Die Band Kraftwerk benannte eines ihrer Lieder auf dem Album Menschmaschine nach Metropolis und eine Menschmaschine spielt im Film selbst eine gewisse Rolle. Bei den Zürchern Orgeltagen wurde dieser schwarzweisse Stummfilm nun eindrücklich musikalisch ausgemalt.
Vor circa einem halben Menschenleben sah ich den Film zuletzt in einer früheren Fassung. Beim Wiedersehen war ich nicht weniger verblüfft und hingerissen, als der monumentale Film mit einer Länge von über Zweieinhalb Stunden durch schiere Gigantomanie von Bildsprache, Bühnenbild und Personalaufwand mit gleichsam feinsinnig akzentuiertem Humanismus mich wiederum ganz in seinen Bann zog. Dank der expressiv auftretenden Schauspielgarde mit Brigitte Helm als Krönung entfaltet Metropolis mitsamt der gekonnten Licht- und Kameraeffekte noch heute eine besondere und fast magische Wirkung. In der Zeit zwischen den beiden grossen Weltkriegen entstanden ist das Kunstwerk ein brillanter Funke, der bis ins Heute strahlt. Das Leitmotiv in dem modernen Märchen ist die pathetische Mittlerrolle, welche der Protagonist, der im Verlauf eher zufällig einer gewissen Maria anheim gefallen ist, am Ende ausüben muss, nachdem er durch aktiven Rollentausch sowohl die Ober- wie Unterwelt von Metropolis kontrastreich und vor allem leibhaftig erfährt.
Zwischen Hirn und Hand braucht es einen Mittler, das Herz! so heisst es im Abspann. Manche Weisheiten altern überraschend gut.