LowFi-Kehrwagen setzt den zirzensischen Schlusspunkt einer
Zürcher Demo zur epidemischen Gentrifizierung
Monat: Oktober 2013
La famille royale
Schwanzvergleich
Entdämonisierung
Bruno Weber sah mit Zottelhaar und Stirnband aus wie ein Alt-Hippie und war wohl auch einer. Auf seinem zwei Hektar grossen Grundstück bei Dietikon/ZH installierte er neben gigantischen Betonskulpturen auch ein Wohnturmhaus, stritt wegen nicht genehmigter, weil nicht zonenkonformer Bauten jahrzehntelang mit der örtlichen Gemeinde, welche ihm nach langem Ringen schlussendlich den kommunalen Kunstpreis verlieh, nachdem sie vorab jegliche Bebauung rückwirkend legalisierte. Seinen Skulpturenpark konnte er nicht fertigstellen; Weber starb 2011 und hinterliess noch allerhand Baupläne für etwaige Sponsoren. Sowieso ist das ganze Areal ein anschauliches Beispiel für work-in-progress, die Arbeit wird jedoch in absehbarer Zeit aufgrund des zwangsläufigen Renovierungsbedarfs eher erhaltend als kreativ sein.
Die Phantasiewelt am und im Wald zieren zahllose Fabelwesen: Drachen, elephantöse Wasserfauna und allerlei Flügelgetier. Und Schlangen. Immer wieder Schlangen. Als Rutschbahn-artige Brücken, als begehbare steil geschwungene Treppen. Ein Paradies voller Dämonen. Zerrbild oder naturalistische Hingabe, Bruno Weber war ein ziemliches Unikum. Zudem besass er genügend Kondition und Beharrlichkeit, um den abenteuerlichen Kampf mit dem Amtsschimmel durchzustehen. Im Nachhinein erscheint der pflichtversessen Versuch Recht & Ordnung gegen eigenbrötlerischen Schaffensdrang durchzusetzen als bụ̈nzliger Schildbürgerstreich. Heute profitiert nicht zuletzt die Gemeinde von den vielen Besuchern der vollendeten Tatsachen.
Im Bruno-Weber-Park erinnert einiges an Gaudi oder Hundertwasser. Trotz Patina wirkt die Anlage reichlich bunt. Für grosse und kleine Kinder ein Riesenspass, zumal etliche Skulpturen begehbar oder besteigbar sind. Webers Naturwelt zelebriert überschwänglich und variantenreich eine eklektizistische Ethno-Symbiose, die durch dämonenhafte Darstellungen Dämonen vertreibt.
Big Little Brother
Delikat Essen LV
Automatismus
Felix Austria
Die Grosse Koalition ist heuer stilbildend:
Im Musterland Schweiz koalieren bis auf die Grünen alle (!) anderen Parlamentsfraktionen permanent miteinander. Man bemüht dazu die sogenannte Zauberformel, anhand welcher die drei stärksten Parteien je zwei und die schwächste einen Bundesrat (Bundesminister) stellen darf. Aus deren Mitte wird dabei jährlich der Bundespräsident alternierend bestimmt. Seit über 50 Jahren bürgt dieses Prozedere für Stabilität und wird zur Zufriedenheit fast aller Beteiligten so durchgeführt. Die Regierung stellt sich möglichst breit auf und vertraut in der Folge auf die den Eidgenossen zugeschriebene Kompromissfähigkeit. Diese wird jedoch erst durch ausgiebige Debatten im Nationalrat, Ständerat und Bundesrat fleissig geübt, bevor abschliessend ein Volksentscheid über den dann verwässerten erzielten Kompromiss urteilt.