Stahlberger (CH)

Selbst nach Jahren der Gewöhnung kratzt das Schweizerdeutsche Idiom manchmal noch tüchtig in meinen Gehörgängen, doch die intonierte Poesie des Ostschweizer Quintetts Stahlberger ist reinstes Balsam. Der staubtrockene Humor, welcher bei den den ganz gewöhnlichen Alltag porträtierenden Liedtexten durchscheint, ist in seiner dadaesken Schlichtheit richtig dosiert wohltuend. Die Stahlberger sind inzwischen eine richtige Familie geworden und können musikalisch vom sich in der Discokugel widerspiegelnden Stehblues über zartbesaitete Balladen bis hin zum tocotronischen Klanggewitter wirklich alles liefern.

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Liebe Stahlberger,

nachdem ich erst ziemlich niedergeschlagen war, kein Ticket für das eigentliche Bogen-F-Konzert zu ergattern, glückte mit dieses Unterfangen dann beim annoncierten Zürcher Zusatzkonzert.

Hurra!

Doch vor lauter Aufregung entglitt mir auf der Velofahrt zum Viaduktbogen das selbst ausgedruckte Ticket aus der Jackentasche. In Ermangelung eines angeborenen Schweizer Dialekts versprach ich mir von etwaigen teutonischen Überredungskünsten am Einlass genau gar nichts.

Vor die Alternative gestellt mich entweder von der Hardbrücke aufs Geleise zu werfen, oder einfach geschwind nach Hause zu sausen, um ein neues Ticket auszudrucken, erschien mir letzteres doch zielgerichteter. Und siehe — auf dem Tiefflug heimwärts fand sich auf halber Strecke das verlorene Ticket wohlgefalten auf dem Fahrweg.

Bingo!

Durch diesen glückhaften Umstand gelangte ich recht gut aufgewärmt gerade noch rechtzeitig zur Eröffnung der Stahlberger´schen Familiensause.

Und die war fetzig! Mega! Heimelig! Laut!

Ich hoffe es hat euch nicht zu sehr gestört, dass ich trotz des fehlenden Idioms manchen mir nahestehenden Liedtext lauthals mitgebrummt habe. Es musste halt einfach raus.

Hansa Zürich

Nachdem das einst auch Zürich überflutende erdgeschichtliche Randmeer vor Millionen Jahren sich endlich aus der Gegend um Zürch zurückzog, konnte man schon bald nach der Stadtgründung im verbliebenen Seebeckenausfluss prima Sauf-Feste feiern.

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Zu be­schau­licher Grösse gewachsen bemühte der bescheidene Seekurort Zürich alsdann gerne die einwanderte Italianità, um die geschäftige, aber doch arg spröde Deutschschweizer Metropole mit ein wenig maritimen Flair zu aromatisieren. Inzwischen genügt diese Duftmarke nicht mehr und Zürich will Meer und eine richtig flotte Hafenstadt werden. Dazu wurde aus Rostock ein brach stehender Hochsee-Hafenkran importiert, um hierorts zumindest temporär etwas Verwirrung zu stiften.

Hafenkran Zürich, Hafenkran Zürich 2014

Natürlich gab es lange Debatten, Abstimmungen, Einsprüche und Rekurse zu diesem Projekt. Selbst eine noch anhängige Volksabstimmung zur künftigen städtischen Raumplanung wurde auf den Wege gebracht, nur um zu vermeiden, dass in Zukunft weitere 90-Tonnen schwere Ideen ins Stadtbild einfliessen. Bis dahin wird aber die Verwandlung der Limmat-Gestade unmittelbar vor dem Zunfthaus zum Rüden von einer Live-Schaltung rund um die Uhr weltweit dokumentiert.

Hafenkran Zürich, Hafenkran Zürich 2014

Apropos: schon ein Meeresanstieg um schlappe 500 Meter würde reichen, und der olle Kran stünde nimmer im Trockenen.