Zahlenglück

Nach 13 Jahren endlich wieder Zuhause.

Während der Happyschweizer noch als Hobbyschweizer den güldnen Meisterpokal anlässlich einer Publikumspräsentation vom damaligen Sponsor vor Jahren bereits fotogen halten durfte (nebst eigentlich nicht gestatteten Versuch im Stossen – 13 kg gleich im ersten Versuch!), bekommen ihn die Stadtzürcher Fussballer aus dem Kreis 4 erst heuer überreicht. Sowieso 13: zu den Kilos gesellt sich der 13. Titel genau dreizehn Jahre nach der letzten Feier.

Späte Tore zum Ausgleich oder gar Sieg im Duselmegapack, aber auch taktisches Geschick gepaart mit mannschaftlicher Geschlossenheit sowie die etwas schwächelnde Ligakonkurrenz liessen die nominelle Nummer drei im Schweizer Vereinsfussball relativ schmerzfrei durch die Saison spuren. Wie nach dem Titel 2009 werden auf dem Helvetiaplatz die Helden vom FCZ nach der siegreichen Rückkehr aus dem fussballerischen Feindgebiet den Huldigungen ihres Anhangs sicher ausgiebig frönen, falls die zum 1. Mai dort aufgebotenen Sicherheitskräfte dies zulassen. Am Volkshaus, wo traditionell die 1. Mai Demo startet wurde jedenfalls noch vor Spielende flugs von Rot auf Blau-Weiss umgeflaggt.

Nachtrag: Ausgiebig wurde bis 3 Uhr nachts munter geböllert – die spinnen die Zürcher!

Grüezi mitenand!

Auf gehts, immer schnellerweiterhöher. Hier jetzt aber ohne überflüssigen Schnickschnack wie woher, wohin, warum, wie oft und überhaupt. Keine digitale Schnupperlehre. Keine Cookies. Keine Werbung ausser der guten Selbstgemachten. Ein globaler Ticker fürs eigene Ego muss reichen. Nach exakt 10 Jahren drüben jetzt hüben. Und Boy ist noch immer Tocotronic.

This was then but that is now — vorwärts immer, rückwärts nimmer!

An apple a day

Applejoint, Bogota, Protest, Smoking,

Derweil in Bogota mit einem wahrscheinlich amtlichen THC-Gehalt Obst innovativ imprägniert wird, scheint in Downtown Switzerland ein Low-THC-Hype ausgebrochen. Unterhalb eines Wirkstoffgehalts von einem Prozent ist Marihuana legal, bringt dem Staat Steuern und diverse Hanfshops zum blühen, verwirrt aber die Ordnungshut. Äusserlich und olfaktorisch sind die Kastraten nicht vom bis zu 14 Mal higher machenden Rauschmittel zu unterscheiden. Unklar bleibt jedoch, warum man sich etwas reintut was offensichtlich eh nicht richtig antörnt. Mutmasslich kannibalisiert die hippe Selbstoptimierung nun sogar den Drogenkonsum.

Secondo Front

Ausländer ist man bekanntlich fast überall auf der Welt, so auch in der Schweiz. Eine kulturpolitische Intervention versuchen die Macher vom Salon Bastarde. Idealerweise fand der Kickoff im Zürcher Club EXIL statt.

Salon Bastarde, Uslaender, Secondos, kulturelle Intervention

Die normative Kraft des Faktischen wurde betont und Jurzcok verhandelte diese genial absurd unter dem Stichwort Scheinbevölkerung. Bis zur zweiten Generation besitzen beinahe 40% einen Migrationshintergrund, und bilden in manchen Städten bereits die Mehrheit. Der von den überraschenden Resultaten jüngster eidgenössischer Initiativen ausgehende Schwung gelte es mitzunehmen. Spoken Word und Rap, eine dauerassimilierte Nationalrätin, Interviews und szenische Rück- und Ausblicke auf Fremd- und Gastarbeiter, Flüchtlinge und Migration generell öffneten Augen, Ohren und Herz und machten viel Mut und gute Laune. Die Schweiz bewegt sich doch.

Winterlong

I waited for you winterlong
You seemed to be where I belong
It’s all illusion anyway

If things should ever turn out wrong
And all the love we have is gone
It won’t be easy
On that day

Waiting to follow
Through the dream light of your way
Is not so easy for me now

After time has passed your way
Things we thought of yesterday
Come back now, come back now

© Neil Young

Mag der Winter noch dauern, die Wiedergeburt der Sonne ist eingeleitet: am 22. Dez. 2015 um 05:48 Uhr wendete das Zentralgestirn auf seinem scheinbaren Lauf um die Erde und steigt alsbald sachte höher. Ende Monat gibt es in Zürich immerhin 5 Minuten mehr Tageslicht, Ende Januar bereits eine Stunde und am kommenden Schalttag dann satte zweieinhalb Stunden mehr Sonnenlicht.
Für das nördlicher gelegene Berlin gibt es Ende Januar schon 80 Minuten und am 29. Februar über drei Stunden längere Tage. Obwohl Berlin gegenüber Zürich aktuell mit fast einer Stunde weniger Tageslicht auskommen muss, hat es zum meteorologischen Frühlingsanfang Zürich in Sachen Lichtdauer dank Erdkrümmung und Ekliptik locker eingeholt.

Derweil bleibt es bis zum astronomischen Frühlingspunkt am geografischen Nordpol völlig dunkel, während am Gegenstück unserer kosmischen Kartoffel die Tage endlos scheinen.

Ein Heliograph bündelt das Sonnenlicht und brennt in einen hinterlegten Papier- oder Plastikstreifen Punkte bzw. Linien, an denen sich die Sonnenscheindauer ablesen lässt.

Knabenscheissen

Verkackt haben wieder mal die Jungs: Melinda hat nach Stechen klar gewonnen und ist die juvenile Regentin des Sturmgewehrs 90 aka SIG 550. Die Schiessprügel sind übrigens ohrenbetäubend laut; interessant aber, dass trotzdem viele Schaulustige kommen, obwohl es deutlich mehr auf die Ohren als für die Augen geben tut.

Knabenschiessen 2014, Schiessanlage Albisguetli, Knabenschiessen Zürich

Sowieso geht man ja nicht wegen der Schiesserei auf das Festgelände, sondern wegen Zuckerwatte & grossen Kinderaugen. Die malträtierten Ohren wurden wie üblich durch die legendäre Ruth-Orgel von 1906 etwas besänftigt, quasi Klangoase. Diesmal spielte olle Ruth just „Berliner Luft“ — geht doch.

Orgelwagen Kanbenschiessen, Orgelwagen Fa Buser, Ruth36 Orgel

Und ja, der Hobbyschweizer war auch drin in der Orgel…

Bruder Jakob

Citykirche Zürich, Offener St. Jakob, Kirche Zürich

Der „Offene St. Jakob“ ist eine sogenannte Citykirche in Zürich. Anfang der 90er wurde die im Kreis Cheib gelegene Kirche aufgrund des rapiden Rückganges von Gemeindemitgliedern und Kirchgängern einem breiteren Publikum geöffnet und in der Folge durch bauliche Massnahmen besucherfreundlich umgestaltet. Starres Kirchengestühl wurde zugunsten einer variablen Bestuhlung ausgetauscht, ein betanzbares Eichenparkett verlegt und eine zeitgemässe Licht- und Audioanlage installiert. Heute steht das Haus täglich für jeden offen und kann zudem für diverse Veranstaltungen gemietet werden.

Kirche St. Jakob, St. Jakobkirche Zürich, Citykirche Zürich, St. Jakob

Traditionell werden in der Aussersihler Gemeinde Migranten fürsorgt, die salopp-juvenile Streetchurch lässt es regelmässig andächtig krachen und selbst Klangtherapie, Handauflegen und Yoga finden ihren Platz. Bis zur Anlegestelle wogte die Tango-Nacht im Kirchenschiff unlängst bis vier Uhr morgens…

Selbstverständlich wird aber auch dem kultischen Bedürfnis der reformistischen Gemeinde entsprochen: die sonntäglichen Zeremonien werden abwechselnd mit Musik, Tanz oder Gesprächsrunden aufgelockert. Bisweilen agiert der käufliche Hobbyschweizer als braver MC und keuscher Abwart. Sozialpolitisch steht die Kirchengemeinde auf der richtigen Seite und es nimmt kaum Wunder, wenn zum Abschluss der Sonntagspredigt zu der Demonstration Wem gehört Zürich? aufgerufen wird. Nicht zuletzt wird der Laden auch seinem Namenspatron gerecht und fungiert als Pilgerzentrum für die Muschelweggänger, gell Anton.

Jakobsweg, Wegweiser Jakobsweg

Voll Panne

Das Panini-Fieber grasiert momentan heftig und führt zum rapiden Schwund des Sackgeldes. Natürlich blüht auch der Tauschhandel; Edel-Reservist Shaqiri ist dank Heimvorteils drei beliebig andere Kicker wert. Darüber hinaus spielen die Kids in der Zwergensiedlung so eine Art Schlagspiel, um rasch und günstig an noch mehr Bildchen zu kommen.

Panini, Panioni-Bilchen WM 2014, Panini 2014, Panini-Fieber

Zuerst legt jeder Duellant eines seiner Panini-Bildchen verdeckt auf den Boden, dann wird um den Erstschlag geknobelt und anschliessend mit der flachen Hand auf die beiden Bildchen geschlagen. Falls sich eines oder beide durch Schlagwirkung bzw. den kurzfristigen Unterdruck auf die Portraitseite drehen, sind diese gewonnen. Ansonsten wird solange weiter gedroschen, bis die Bildchen ihren rechtmässigen Besitzer finden. Freilich leiden die Bildchen unter dieser Behandlung etwas, aber kleben tut eh kaum einer…