Vor dem dräuenden Weltuntergang besser noch eine Genussrunde einlegen, dachte sich der Hobbyschweizer und nach erfolgreichem Wetter- und Routenstudium ging es zeitig los.
Der durch einen Kälteeinbruch ankündigte und eingetroffene Neuschnee bis auf 800 Meter motivierte für einen letzten Saisonausritt auf den wirklich empfehlenswerten MSR. Eine als eher schwierig bezeichnete Etappe sollte mit ca. 600 Höhenmetern im Dreiviertelkreis durch das Mythengebiet führen. Der Beginn war vielversprechend bei klarer Sicht und strahlendem Blau-Weiss, gut wurde die frühest mögliche ÖV-Verbindung in die Urschweiz gewählt. Der frisch gefallene Schnee war super angenehm, vor allem im Stolpern und Fallen – die Decke mit 50 bis 70 cm eben sanft gepolstert. Im Anstieg rann der Schweiss, die Sonne leuchtete (noch) strahlend und von den Bäumen gab es permanent Schneeduschen. Im hellen März immer wieder besonders beeindruckend das Glitzern und Funkeln der Kristalle im Gegenlicht. Magie nur Hilfsausdruck.
Auf einem Vorgipfel ein kleiner Werbehinweis auf Seniorenschlitten; eigentlich stünde ja der Grindelwalder «Velogemel» bereits länger zur Disposition, doch könnte die voraussichtliche 13. Monatsrente ebenso gut in einen bequemen Mythenrodel investiert werden. Mol luege.
Die letzten steilen Meter auf den Furggel waren aufgrund vom Trainingsrückstand etwas hart; glücklicherweise pappte der Schnee trotz Lawinenwarnstufe 3 ganz gut zusammen. Oben dann leider keine Aussicht, ausser einem kurzen Lichtblick auf die Urner Alpen war kaum etwas zu erspähen und der Grosse Mythen in der Nebelsuppe nun gänzlich ersoffen. Respekt und Bewunderung aber für den vergnügt schneebadenden Gipfelstürmer, der tatsächlich im T-Shirt und Barfuss seine Durchblutung tüchtig förderte. Als Warmduscher mutete derart Ritual schon etwas befremdlich an.
Mangels Aussicht ging es nach der benötigten Kalorienzufuhr bergab rasch weiter, allerdings kam immer mehr Hochnebel auf – gut hatte es hier und da deutliche Verkehrszeichen.
Beim queren der Skipisten war der spätsaisonale Frühsportler froh, dass fast kein Betrieb herrschte. Immer gut, wenn man mitten in der Woche auf Tour gehen kann. Vorbei an Bright Vader wurde alsbald die digitale Karte bemüht, da völlige Orientierungslosigkeit drohte.
In der Folge kam es zu einem Zusammenschluss mit einer ebenfalls die richtige Spur suchenden Mitläuferin und gemeinsam bewältigten wir das letzte Teilstück zur Rettungsgondel. Interessant sprach die Schwyzerin tatsächlich von Inner- und Ausserschweiz, dachte bislang diese Nomenklatur gäbe es nur im Wallis. Tja, Schweiz hobbytechnisch halt weites Feld. Jedenfalls wärmte das Bergrestaurant noch kurz und kräftig auf und offerierte überdies eine ganz neue und überraschende Idee: nämlich ein wenig nächtigen direkt vor Ort, gefolgt vom Aufstieg mit Stirnlampe zum Sonnenaufgang auf dem versoffenen Berg. Tönt prima immerhin.
Die Gondelfahrt hinunter ins Tal gab schloss das letzte Viertel des heutigen Kreises und in der Kabine gab es noch die Erzählungen eines über 80-jährigen Skifahrers, der mitschwebend von seinen Erlebnissen auf diversen 4000ern berichtete. Scheint als hielten Berge jung und die gut 10 Kilometer auf Schnee machten durchaus Spass und Lust auf mehr im Frühsommer dann. Die Partnerin vom Orientierungslauf brachte mich freundlicherweise rasanter als das Postauto runter ins Dorf, und die Mitbringsel aus Einsiedeln dann wie üblich von Walhalla, gleich vis-à-vis vom Bahnhof.