Pink Blow Up

Der selbsternannte Reverend Bill, Kunstfigur und politischer Aktionist aus NYC, welcher zusammen mit seinem Stop-Shopping-Choir während der Haupteinkaufszeit vor Weihnachten schon mal Kreditkarten exorziert und in US-Walmarts und Disneyland mit seinem bunten Gospel Chor gegen Konsumterror, Konsumismus, Kaufsucht younameit lautstark bis zur vorläufigen Festnahme protestiert (Filmdoku What Would Jesus Buy? über die Xmastour von 2009), trat bei der diesjährigen Ausgabe vom Zürcher Theater Spektakel predigend auf der Landiwiese am See in Erscheinung.

Pink Church, Reverend Bill, Theater Spektakel Zuerich 2019

Dort wurde eine leuchtend magentafarbene Kirche aufgeblasen, als Hüpfburg für Kids, als rosa Flash für Besucher und als Interimsbühne für den Reverend & Co., die selbst wie Kinder zu Beginn der Show durch die Seitenfenster ins Innere purzelten, um alsdann singend, tanzend und predigend vergnügt Konsumverhalten, bigotten Kapitalismus und aufkommende Xenophobie bis hin zum Zwitscher-Präsidenten kritisch zu beleuchten. Garniert mit freudigem Jubilieren und Zwischenrufen ganz in Art der Gospelchurches und in fantastisch rosa Licht geradezu ertränkt.

In der Predigt ging es um den ursprünglichen buchreligiösen Deal vom patriarchalischen Gott mit dem auserwählten Volk, welcher besagt, dass JHW sie vor allen Unbill und Schrecken der Erde beschützen wolle, falls JHW von ihnen als alleinig rechtmässigen Gott anerkannt würde. Earth Justice mit dem Kampfruf Earthaluya! ist die Weiterentwicklung der Stop Shopping Kampagne. Klimaveränderung, erdausbeutende Grosskonzerne bis Umweltsch(m)utz generell werden thematisiert und der heuchlerische Glaube an Geld, Waren und sonstige Gottheiten heftigst kritisiert.

«We are wild anti-consumerist gospel shouters and Earth loving urban activists who have worked with communities on four continents defending community, life and imagination and resisting Consumerism and Militarism.» erläutert Reverend Bill. Ausserdem müsse kein Gott Erdlinge vor ihrer Erde beschützen, man solle einfach sie und sich selbst und alle Anderen lieben — Love No Border, also wie meist: Love is the message!

Durch geschicktes Spiel mit kirchlichen Mustern und religiösem Brauch erzeugt die Aufführung quasi einen doppelten Code, der sich mit dem Herzen aber leicht und vor allem äusserst gewinnend entschlüsseln lässt.

Problembär Ahoi

Hier nun der abschliessende Teil der Bruno-Trilogie, diesmal direkt aus den Bergen knapp oberhalb der Baumgrenze, dort wo sich Murmeltier und Gämse Grüezi sagen und der kreisende Steinadler den Überblick behält. Natürlich fiel dem Hobbyschweizer sofort ein aufgelegter Prospekt im Naturparadies ins Auge, in welchem für die in Bälde anstehenden Innerschweizer Handmähmeisterschaften hingewiesen wird.

Handsensen

Selbst eingefleischter Handmäher nebst Spindel und Kleinsense scheint der Wettbewerbscharakter im bäuerlichen Universum auf einem völlig anderen sportiven Niveau zu liegen, als das kleinliche Nachbarn nerven mittels Motor in der Zwergensiedlung am Wochenende. Wobei, der jüngst verzogene Sepp drei Nachbarn weiter mähte tatsächlich mit der Sense und beim Leichenzug mit Sargwagen durchs Quartier gab der Zuggefährte wirklich Sensenkurse — ohne Quatsch jetzt. Die Wahrheit scheint wie immer auf dem Platz zu liegen, selbst mitten in der Stadt.

Aussicht Ybrig

Bestens angeschwitzt endlich am Grat angelangt (Steinadler, Murmeli und Gämse2 verbucht, gell Jochen!?), bot sich dem hochalpinen Wanderbären eine himmlische Aussicht über Berg und Tal, wofür man glatt eine Kerze anzünden könnte. Gab aber keine in der örtlichen Kapelle, was vielleicht am Feuerverbot liegen mochte. Immerhin hing der Alpsegen gerade.

Alpsegen

Eilends aber immer die Entgegenkommenden brav grüssend (Grüezini sind überall!) weiter zum Mittag und saurem Most, dann über einen Sattel mit Blick auf den wunderschön rosamarmorierten Mythen, Lac des Quatre-Cantons, Gletscher und Berge, Berge, Berge auf zum Sternen, geschwind vorbei am Wildä Maa und wilden Jungbullen hin zu der steril wirkenden künstlichen Zwergensiedlung; Kitsch as Kitsch can, hart an der Sauerstoffgrenze.

Dort wurde dann dem abtrünnigen Ex-Bierbären Bruno mittels Seilrutsche eine rasante Abreibung zu verpasst: für 50 Stutz 110 Sachen, das passt schon prächtig ins voll durchorchestrierte sommerliche Gäste-Konzept.

Wie dort wohl im Winter der Bär steppen wird, wenn die Pistenraupen losgelassen werden und Murmeli und Adler abtauchen müssen, weia…

Happy Bruno

Mit Siebenmeilenstiefeln aka ICE wurde Hilfsbierbär Bruno nun aus seiner misslichen Lage errettet. Seit dem Wochenende war der Ärmste in einem Burgerladen am Rande des Schwarzwaldes völlig schuldlos isoliert und wartete sehnsüchtig auf die Befreiung. Nun wurde mit einem zünftigen Festmahl seine Auferstehung tüchtig gefeiert und das Plüschtier gesund und munter flugs zurück in seine angestammte Heimat überführt, wo er sich von den erlittenen Strapazen erst einmal ganz in Ruhe erholen wird.

Ferienparadies

Mehr aus dem Paradies versprach sich J. L. aus B. und hier kriegt er es:

Morgens um 6.30 Uhr donnert mit handgestoppten 93 Dezibel der Wildkrautkehrer vorbei. Selber noch immer autodröhnend kann ich schlaftrunken «Moderne Verkehrswege brauchen innovative Reinigungstechnik» erkennen, bevor der Ehekrach des Thüringer Pärchens direkt nebenan «Wie soll ich entspannen, wenn ich immer alles mache?!» die Kakophonie perfektioniert. Aufm Balkon gackert derweil deren Riesenküken, das sich blendend mit den Geranienkästen versteht.

Der Berufsfeuerwehrmann im Haus über uns löscht bereits am Nachmittag mit ordentlich Weizenbier seinen beissenden Durst, abends hört und sieht er dann selig ausdauernd dem Kaiser Roland aufm Handy zu («DichzuliebendichberührenmeinVerlangendichzuspüren»), während ich die Sommermilchstrasse bewundere — seit bestimmt 10 Jahren nimmer so klar und deutlich den Mittelpunkt der Galaxie beäugt und nehme gerne Genickstarre in Kauf ob des imposanten Wow-Effekts. Milchstrassenbeobachtung quasi Pflichttermin bei Neumond und fehlender Lichtverschmutzung. Anderntags ist die Feuerwehrmannfrau etwas angesäuert aufgrund des Konsums zu vieler Plastikflaschenbiere, jaja das sei durchaus ein Problem von dem Brandlöscher und eben nicht nur im Urlaub. Nun, Ehecoaching bzw. Drogenberatung ist momentan lieber nicht mein drängendste Thema und ich melde schleunigst eigenen Bierdurst an. Dem voll zustimmend gähnt das örtliche Freibad angenehm leer.

Die niederländische Fraktion im Feriendomizil muss man nicht verstehen, wenn man nicht will, ein Teil davon gehört eher der roséfarbenen Cüpplifraktion an und scheint von wilden Bierbären nie gehört zu haben. Der Hofbauer hat nämlich mittlerweile einen Getränkeschrank im Keller aufgestellt und dabei einen ganz speziellen Fang gemacht:

Würzig aber mit fast 6% Alkohol zwar vielleicht nicht der ideale Durstlöscher, aber der passender Begleiter eines Kirchenmannes allemal. Zudem kann man derart gedopt auch am Tage himmlisch kontemplieren.

Und so gehen die Tage, Wolken und Sterne viel zu schnell hin und weg ist die schöne Freizeit. Die Hoftiere sind bestimmt erleichtert, wenn sie vor den kindlichen Plagegeistern wieder Ferien haben, und nicht der Bauer selbst sie durch mittägliches Stallverbot schützen muss.

Natürlich haben wir fürs nächste Jahr unseren Platz im Paradies bereits wieder reserviert. Und für Bruno auch! Der liegen gebliebene Streuner wird in Bälde aus einem Offenburger Burgerladen evakuiert und als wieder auferstandener Bierbär karmatechnisch betrachtet hochprofitabel gegen einen völlig harm- und zahnlosen Heimatroman eingetauscht…