Mehr aus dem Paradies versprach sich J. L. aus B. und hier kriegt er es:
Morgens um 6.30 Uhr donnert mit handgestoppten 93 Dezibel der Wildkrautkehrer vorbei. Selber noch immer autodröhnend kann ich schlaftrunken «Moderne Verkehrswege brauchen innovative Reinigungstechnik» erkennen, bevor der Ehekrach des Thüringer Pärchens direkt nebenan «Wie soll ich entspannen, wenn ich immer alles mache?!» die Kakophonie perfektioniert. Aufm Balkon gackert derweil deren Riesenküken, das sich blendend mit den Geranienkästen versteht.
Der Berufsfeuerwehrmann im Haus über uns löscht bereits am Nachmittag mit ordentlich Weizenbier seinen beissenden Durst, abends hört und sieht er dann selig ausdauernd dem Kaiser Roland aufm Handy zu («DichzuliebendichberührenmeinVerlangendichzuspüren»), während ich die Sommermilchstrasse bewundere — seit bestimmt 10 Jahren nimmer so klar und deutlich den Mittelpunkt der Galaxie beäugt und nehme gerne Genickstarre in Kauf ob des imposanten Wow-Effekts. Milchstrassenbeobachtung quasi Pflichttermin bei Neumond und fehlender Lichtverschmutzung. Anderntags ist die Feuerwehrmannfrau etwas angesäuert aufgrund des Konsums zu vieler Plastikflaschenbiere, jaja das sei durchaus ein Problem von dem Brandlöscher und eben nicht nur im Urlaub. Nun, Ehecoaching bzw. Drogenberatung ist momentan lieber nicht mein drängendste Thema und ich melde schleunigst eigenen Bierdurst an. Dem voll zustimmend gähnt das örtliche Freibad angenehm leer.
Die niederländische Fraktion im Feriendomizil muss man nicht verstehen, wenn man nicht will, ein Teil davon gehört eher der roséfarbenen Cüpplifraktion an und scheint von wilden Bierbären nie gehört zu haben. Der Hofbauer hat nämlich mittlerweile einen Getränkeschrank im Keller aufgestellt und dabei einen ganz speziellen Fang gemacht:
Würzig aber mit fast 6% Alkohol zwar vielleicht nicht der ideale Durstlöscher, aber der passender Begleiter eines Kirchenmannes allemal. Zudem kann man derart gedopt auch am Tage himmlisch kontemplieren.
Und so gehen die Tage, Wolken und Sterne viel zu schnell hin und weg ist die schöne Freizeit. Die Hoftiere sind bestimmt erleichtert, wenn sie vor den kindlichen Plagegeistern wieder Ferien haben, und nicht der Bauer selbst sie durch mittägliches Stallverbot schützen muss.
Natürlich haben wir fürs nächste Jahr unseren Platz im Paradies bereits wieder reserviert. Und für Bruno auch! Der liegen gebliebene Streuner wird in Bälde aus einem Offenburger Burgerladen evakuiert und als wieder auferstandener Bierbär karmatechnisch betrachtet hochprofitabel gegen einen völlig harm- und zahnlosen Heimatroman eingetauscht…