Pipilotti Retro

Die gefühlig ladykrachende Interpretation der Les Reines Prochaines des unsäglichen End80er-Heulers Wicked Game war ihm bereits wohlbekannt. Dass es aber nämliche Frau Rist ist, welche in der Coverversion der Schweizer Frauencombo stimmlich hysterisch ausflippt, war dem Hobbyschweizer bis dato nicht bewusst und darum musste er erst nach St. Gallen pilgern, um anlässlich einer Werkschau missioniert zu werden.

Die wie ein Kaleidoskop über eine Saalecke gespiegelt erscheinende Videoprojektion im launchigen Ambiente ist leibhaftig betrachtet in Verbindung mit Musik einfach betörend; auf Youtube lässt sich das nicht kopieren, naturalmente. Zudem ist die in St. Gallen gezeigte Version von «Sip My Ocean» teilweise neu geschnitten und auf 10 Minuten verlängert, was die suggestive Wirkung des Unterwasser-Mantras deutlich verstärkt.

Nach dem Auftauchen sind weitere Installationen zu erkennen, wobei sich insbesondere bei «Eine Spitze in den Westen — ein Blick in den Osten» der Schalk von Pipilotti Rist offenbart. Das Werk sieht von aussen betrachtet schon lustig aus, steckt man aber erst den Kopf hinein, kann man neben den innewohnenden Videos (u. a. «I´m Not The Girl Who Misses Much») zudem die Schädel der Mitseher betrachten.

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Videokunst ist heute sicher nicht mehr der unbedingte Brüller, doch wenn ungenierte Poesie und kunterbunte Liebe derart charmant eingewebt und erkennbar wird, muss man die Protagonistin dafür einfach gern haben.

2 Gedanken zu „Pipilotti Retro

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