Saturday Night Fever

Als die malerische Herbstsonne sich an diesem viel zu warmen Novembertag langsam aber sicher zur Ruhe legte, stand noch der Abholtermin bei der universell aufgestellten Apotheke an, welche jene mehrfach gegen den Erdmittelpunkt gerichtete Essenz für die Behandlung einer Kinderkrankheit bereit hielt, die natürlich sanft aber gründlich helfen solle.

Polizeikette, Schwarze Ritter, Demo Zürich

Vor dem pharmazeutischen Spezialgeschäft standen gerade gut gewappnet schwarze Ritter abwehrbereit und Furcht einflössend im Zwielicht quer über die Hauptstrasse. Mit Tränengasgewehren im Anschlag versperrten sie einer ebenfalls überwiegend schwarz gewandeten Gruppe von ca. 50 Demonstranten den Weiterzug. Feuerwerksraketen flogen in die Luft und es knallte laut. Schweizer Flüchtlingspolitik schien das Thema, aber dem Kind war dies völlig egal, es hatte Angst und da halfen auch gut geschüttelte Tropfen nicht weiter. Also war ein gründliches Gespräch nötig über im Nachhinein wie Selbsterfahrungstrips erscheinende Momente im Blaulicht geschwängerten Berlin der 80er, nächtliche Polizeiknüppel auf der Oranienstrasse und Reizgas im SO 36, über besetzte Häuser und das Demonstrationsrecht generell. Wie Südafrika wieder schwarz wurde und Teutonien eins. Über Wasserwerfer während S 21 und den tätowierten Verkehrspolizisten aus dem Kindergarten. Über Festnahmen und Verbrechen, Einbruch und Diebstahl, über Che Guevera bis schliesslich Krieg und dessen Folgen, nämlich Flüchtlinge. Moralisch war der Kreis endlich geschlossen, metaphorisch Ritter und Demonstranten aufgelöst im sprudelnden Chaos der Welt und das Kind schlief ein und durch.
Banal aber uff.

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