Stanley Beamish bevorzugte als Überflieger bekanntlich Pillen mit zeitlich beschränktem Wirkungsgrad. Als staunendes Kind im schwarzweissen TV-Zeiten wollte ich diese liebend gerne auch ohne Geheimauftrag goutieren. Natürlich wegen der Pupillendrehung und – ehrlicherweise – um einfach mal abzudüsen.
Im Spam-Ordner kürzlich dann wieder mal die Konterrevolution in Form von Werbung für ein obskures Nahrungsergänzungsmittel, welches das Verlangen nach Alkohol nullifizieren soll. Quasi Volltreffer fürs Trockendock in der Fastenzeit sowie Auslöser für Drogendiskurs.
Sowieso Drogen (Verbots-) Politik – erst dank des fundamentalen Einsatzes vom US-amerikanischen Bischof Charles Brent wurden zu Beginn des 20. Jahrhundert damals als eher harmlose geltende Drogen wie Opium im Zuge des Spätkolonialismus weltweit geächtet, verboten und gleichsam gehypt. In der Folge wurden Aspirin und Heroin aus dann einer industriellen Hand kredenzt.
Gemäss der Historikerin Helena Barop («Der grosse Rausch») waren Drogen tradierte und hilfreiche Konsummittel (Drogerie!), welche erst durch das Bestreben der pharmakologischen Industrie eine immense Stärkung in Potenz und Vielfalt erfuhren. Die dann von den USA ausgehenden Drogenverbotspolitik wurde unter dem fadenscheinigen Deckmantel Bevölkerungsschutz international quasi in Form einer Evangelisation durchgesetzt (War on drugs). Der Rollback dabei immanent; die 13-jährige Alkohol-Prohibition bekanntlich wie resultatsmässig ein klassisches Eigentor Marke Mafia made in USA.
Selbst wenn das Werk der Buchautorin Barop gar etwas zu anstrengend für jedwede drogenindiziert verkürzte Aufmerksamkeitsspanne geraten ist, gibt es allenfalls noch den informativen Podcast vom SWR als neckisches Appetit-Häppchen.
«Ich habe mit der Historikerin Helena Barop gesprochen. Haben wir, also sie und ich und alle anderen eigentlich ein Recht auf den Rausch?»
«Das bin ich schon ein paar Mal gefragt worden und ich bin mir nicht so sicher ehrlich gesagt. Ich bin mir nicht so sicher, ob man ein Recht ableiten kann einfach aus der Beobachtung, das tatsächlich zu jedem erfüllten Leben, glaube ich, loslassen dazu gehört. Also da könnte man sich, glaube ich, darauf einigen, dass es in den meisten Leuten jedenfalls den Impuls gibt, dass es irgendwelche Räume gibt, in denen man mal loslassen kann, in denen man mal aussteigen kann aus seinem Alltagsfunktionieren, aus seinem ernsthaften Ich.»
PS & Tipp: Frau Barop lädt im Mai zu einer Führung im Humboldt-Forum zu Berlin ein…