Am Jahrestag der Operation Entebbe wurde im Volkshaus Zürich eine Diskussionsrunde über die Anti-Israelische Organisation BDS (Boycott, Divestment, Sanctions) abgehalten. Vor der Tür äusserten die BDS-Aktivisten ihre «Apartheid»-Vorwürfe plakativ, drinnen gab es einen zunächst theoretisch-historischen Diskurs über die Hintergründe und Entstehung von BDS. Darüber hinaus wurde das Verhältnis der Linken zu Israel beleuchtet und an Entebbe 1976 und den Golfkrieg 1990/91 erinnert, was in beiden Fällen zu erbitterten Auseinandersetzungen innerhalb der emanzipatorischen Linken führte. Bei der Flugzeugentführung 1976 fand unter massgeblicher Beteiligung westdeutscher Kämpfer eine Selektion von Israelischen Staatsbürgern statt. 1990 ging es um das Existenzrecht Israels angesichts irakischer Scud-Raketenangriffe. Laut Referent Alex Feuerherdt sollte es gerade für aufgeschlossene Linke die vornehmste Aufgabe sein, den reflektorischen Antisemitismus in der Linken gesamthaft zu hinterfragen.
Der 2005 u. a. von Omar Barghoudi gegründete BDS fordert den völligen Abbruch aller Gespräche mit Israel, Stichwort Antinormalisierungskultur. Der Staat Israel fungiert in BDS-Augen als kollektiver Jude, wird in Kollektivhaft genommen und gilt als Paria-Staat. Letztlich ginge es BDS gar nicht um die Belange der Palästinenser, sondern um die Existenz Israels. Wie auch in der jüngst von ARTE-TV zunächst nicht ausgestrahlten Dokumentation deutlich gemacht wurde, entstanden aus anfänglich 500.000 bis 700.000 Flüchtlingen über die Vererbung des Flüchtlingsstatus heute 5 Millionen palästinensische «Heimatvertriebene». Eine eigenständige UN-Organisation (United Nations Relief and Works Agency for Palestine Refugees in the Near East/UNWRA) kümmert sich ausschliesslich um deren Belange, wird vom Westen alimentiert und ist nach der palästinensischen Regierung der grösste Arbeitgeber in Gaza und Westjordanland. Für den ganzen Rest der momentan weltweit 65 Millionen Flüchtlingen fungiert übrigens der eigentlich zuständige UNHCR!
Aus dem Finanztopf der UNWRA finanzierte Lehrer, Schulbücher und Schulen sorgen weiter für eine einseitige Tradierung der historischen Ereignisse, wo nur dem Palästinensischem Volk ein Heimatrecht zugesprochen wird, nicht aber der ebenfalls lange ansässigen jüdischen Bevölkerung. Gleichzeitig bleibt unklar wohin und wie die Geldströme fliessen, da UNWRA quasi von den Palästinensern selbst ohne UN-Kontrolle geführt wird. Im Gegensatz zur palästinensischen Gesellschaft und den arabischen Nachbarstaaten existiert in Israel eine vergleichsweise offene Gesellschaft, die palästinensische Bevölkerung hingegen wird als Faustpfand von Israel-Gegnern missbraucht.
Obwohl der BDS sich weitgehend um sich selbst dreht und bislang keine wirtschaftspolitischen Erfolge erreichen konnte, bleibt er eine Gefahr für ausserhalb Israels lebende Juden wegen der einseitigen Stimmungsmache und schafft so ein Klima von Hass und Antisemitismus.